Papst Benedikt XVI.
hat nach dem Angelusgebet am Sonntag u.a. zu Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden
in Kenia aufgerufen. Einen Tag nach dem Gipfeltreffen der Afrikanischen Union (AU)
hat der kenianische Oppositionsführer Raila Odinga die afrikanischen Staaten zum Eingreifen
aufgerufen. Die AU solle Friedenstruppen schicken, weil die Gewalt in Kenia entsetzlich
sei, sagte Odinga am Sonntag der Nachrichtenagentur AP. Seit dem umstrittenen Ausgang
der Präsidentenwahl vom 27. Dezember 2007 kamen bei Zusammenstößen mit der Polizei
und Stammeskämpfen mehr als 800 Menschen ums Leben. Pater Eberhard von Gemmingen
hat beim ehemaligen Generaldirektor des Büros der Vereinten Nationen in Nairobi, dem
deutschen Politiker Klaus Töpfer, über mögliche Lösungsvorschläge nachgefragt. Die
jüngsten politischen Wahlen hätten ein Zeichen für die Zukunft setzten sollen. Weshalb
ist das aber gescheitert?
„Die Antwort ist so fürchterlich schwer. Sie wird
mit jedem Tag schwerer. Am Anfang herrschte eine Mischung aus enttäuschten Hoffnungen
und Erwartungen und dann gab es die unlauteren Wahltricks, um als Sieger da zu stehen.
Das Land hat aber soziale Probleme und diese Menschen, die der sozial schwächeren
Schichten angehören, waren und sind weiterhin überzeugt, dass die Etablierten und
die Reichen wieder an die Macht gekommen seien. All das bot eine verheerende Mischung.
Es war dann schwierig, die Situation wieder zu entschärfen.“
Was kann die
internationale Gemeinschaft für den Frieden in Kenia tun?
„Jeden Tag länger
schlagen sich die Menschen dort die Köpfe ein. Es gibt Vertreibungen. Das bisherige
friedliche Zusammenleben und die reibungslose Zusammenarbeit stehen in Gefahr, völlig
zerstört zu werden. Daher wird es im Laufe der Zeit immer schwerer, einen Lösungsvorschlag
präsentieren zu können. Doch im Augenblick ist jede Zusammenarbeit in diesem Land
gar nicht möglich, weil eine derartige bürgerkriegsähnliche Atmosphäre herrscht. Die
sich bekämpfenden Seiten müssen wissen, wer jetzt nicht handelt, wird das Feuer, das
der eine oder andere gelegt hat, nie mehr in den Griff bekommen, und dann wird für
dieses Land eine gemeinsame Zukunft nur noch schwer zu erreichen sein.“
Sie
haben mehrere Jahre in Nairobi gelebt und nun schlagen sich die Menschen dort die
Köpfe ein, wegen eines Wahlkampfes, der offen ausgegangen ist. Welche Gefühle weckt
das in Ihnen?
„Ich bin über acht Jahre in Kenia tätig gewesen. Wir hatten
unseren Hauptsitz dort. Dort habe ich gearbeitet und gelebt. In meinem Vorzimmer waren
zwei Mitarbeiterinnen, beide Kenianerinnen. Die eine gehörte der Kikuju-Gruppe an,
die andere war Luo. Kein Mensch hat das je einmal angesprochen. Man musste sich spezifisch
dafür interessieren, um die Unterschiede und Besonderheiten der jeweiligen Stämme
zu kennen. Ein Mitarbeiter, der mir besonders mit ans Herz gewachsen ist, war ein
Kamba. Dies ist wiederum ein anderer kleiner Stamm. All dies zeigte mir, dass es eine
bunte Mischung in meinem Büro und in der eigenen Umgebung gab. Niemand hatte den Eindruck,
dass dies jemals zu einer Auseinandersetzung in dieser Art führen würde. Und nun sehen
wir so schreckliche Bilder. Ich bin erschüttert und von Tag zu Tag besorgter, dass
dieses Feuer nur noch ganz schwer zu löschen sein wird.“