2008-02-03 11:53:37

Töpfer: Kenia muss schnell handeln


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. hat nach dem Angelusgebet am Sonntag u.a. zu Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden in Kenia aufgerufen. Einen Tag nach dem Gipfeltreffen der Afrikanischen Union (AU) hat der kenianische Oppositionsführer Raila Odinga die afrikanischen Staaten zum Eingreifen aufgerufen. Die AU solle Friedenstruppen schicken, weil die Gewalt in Kenia entsetzlich sei, sagte Odinga am Sonntag der Nachrichtenagentur AP. Seit dem umstrittenen Ausgang der Präsidentenwahl vom 27. Dezember 2007 kamen bei Zusammenstößen mit der Polizei und Stammeskämpfen mehr als 800 Menschen ums Leben.
Pater Eberhard von Gemmingen hat beim ehemaligen Generaldirektor des Büros der Vereinten Nationen in Nairobi, dem deutschen Politiker Klaus Töpfer, über mögliche Lösungsvorschläge nachgefragt. Die jüngsten politischen Wahlen hätten ein Zeichen für die Zukunft setzten sollen. Weshalb ist das aber gescheitert?

„Die Antwort ist so fürchterlich schwer. Sie wird mit jedem Tag schwerer. Am Anfang herrschte eine Mischung aus enttäuschten Hoffnungen und Erwartungen und dann gab es die unlauteren Wahltricks, um als Sieger da zu stehen. Das Land hat aber soziale Probleme und diese Menschen, die der sozial schwächeren Schichten angehören, waren und sind weiterhin überzeugt, dass die Etablierten und die Reichen wieder an die Macht gekommen seien. All das bot eine verheerende Mischung. Es war dann schwierig, die Situation wieder zu entschärfen.“

Was kann die internationale Gemeinschaft für den Frieden in Kenia tun?

„Jeden Tag länger schlagen sich die Menschen dort die Köpfe ein. Es gibt Vertreibungen. Das bisherige friedliche Zusammenleben und die reibungslose Zusammenarbeit stehen in Gefahr, völlig zerstört zu werden. Daher wird es im Laufe der Zeit immer schwerer, einen Lösungsvorschlag präsentieren zu können. Doch im Augenblick ist jede Zusammenarbeit in diesem Land gar nicht möglich, weil eine derartige bürgerkriegsähnliche Atmosphäre herrscht. Die sich bekämpfenden Seiten müssen wissen, wer jetzt nicht handelt, wird das Feuer, das der eine oder andere gelegt hat, nie mehr in den Griff bekommen, und dann wird für dieses Land eine gemeinsame Zukunft nur noch schwer zu erreichen sein.“

Sie haben mehrere Jahre in Nairobi gelebt und nun schlagen sich die Menschen dort die Köpfe ein, wegen eines Wahlkampfes, der offen ausgegangen ist. Welche Gefühle weckt das in Ihnen?

„Ich bin über acht Jahre in Kenia tätig gewesen. Wir hatten unseren Hauptsitz dort. Dort habe ich gearbeitet und gelebt. In meinem Vorzimmer waren zwei Mitarbeiterinnen, beide Kenianerinnen. Die eine gehörte der Kikuju-Gruppe an, die andere war Luo. Kein Mensch hat das je einmal angesprochen. Man musste sich spezifisch dafür interessieren, um die Unterschiede und Besonderheiten der jeweiligen Stämme zu kennen. Ein Mitarbeiter, der mir besonders mit ans Herz gewachsen ist, war ein Kamba. Dies ist wiederum ein anderer kleiner Stamm. All dies zeigte mir, dass es eine bunte Mischung in meinem Büro und in der eigenen Umgebung gab. Niemand hatte den Eindruck, dass dies jemals zu einer Auseinandersetzung in dieser Art führen würde. Und nun sehen wir so schreckliche Bilder. Ich bin erschüttert und von Tag zu Tag besorgter, dass dieses Feuer nur noch ganz schwer zu löschen sein wird.“

(rv 03.02.2008 mg)








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