Die Entwicklung in
der Medienwelt schreitet immer rasanter voran. Auch die Katholische Kirche muss mit
diesem Tempo mithalten und ihre Medienarbeit den neuen Bedingungen anpassen. Bischof
Gebhard Fürst ist der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz
und hat am Donnerstag bei einem Vortrag in Eichstätt erläutert, wie sich die Katholische
Kirche in den Medien positionieren will. Vor allem Jugendliche sollen stärker angesprochen
werden. Fürst: „Ich möchte durch die Medienarbeit ermöglichen, Jugendliche nicht
nur in der Sekundärwelt zu beheimaten, sondern sie auch ermutigen, eigene Erfahrungen
zu machen. Der Papst hat, glaub ich, auch das gemeint.“ Bischof Gebhard Fürst
nimmt hier Bezug auf die diesjährige Botschaft zum 42. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel
von Papst Benedikt XVI.. Dort kritisiert der Papst, dass die Medien zum Teil nicht
mehr die eigentliche Wirklichkeit abbilden, sondern eigene Ereignisse und Realitäten
schaffen. Gerade in diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, dass sich die Katholische
Kirche auf dem Medienmarkt behaupten und ein Gegengewicht schaffen kann. Besonders
aktuell sind in diesem Zusammenhang die Diskussionen über einen eigenen digitalen
Fernsehkanal der Katholischen Kirche. Im Januar letzten Jahres gab die Deutsche Bischofskonferenz
der Publizistischen Kommission den Auftrag, eine Machbarkeitsstudie für ein solches
Projekt durchzuführen. Ob und wann der digitale Kanal kommt, steht noch nicht fest.
Aber die Planungen laufen bereits. Bischof Gebhard Fürst: „Die Machbarkeitsstudie
ist soweit, dass eine Finanzierung möglich ist. Das ist durch die digitale Technik
etwas anderes als durch die analoge. Die digitale Technik macht es möglich, mit 2
oder 3 Redakteuren, mit einigen kleinen Räumlichkeiten etwas durchaus Respektables
zu liefern.“ Dabei soll neben Eigenproduktionen auch auf Angebote der bereits
bestehenden katholischen Fernsehsender zurückgegriffen werden. Weltweit sind das 60.
Über den Inhalt und die Zielgruppe des Fernsehkanals steht jedoch noch nichts Genaues
fest. Nur soviel: „Wenn ich an so einen Kanal denke, denke ich an kein Amtsblatt
mit laufenden Bildern. Das guckt niemand an. Wir können aber auch keinen Kanal haben,
wo wir sagen, wir geben euch jetzt das Geld, jetzt macht mal. Wir müssen miteinander
gut und offen reden und dann schauen, was geht.“ Doch Bischof Gebhard Fürst
muss noch viel Überzeugungsarbeit bei den anderen Bischöfen leisten. Die Vorwürfe,
dass ein katholischer Fernsehkanal nur eine Nische versorge und ins Ghetto für religiöse
Themen führe, entkräftigt Bischof Gebhard Fürst: „Ich würde einen digitalen
Kanal niemals Spartenkanal nennen. Ein kirchlicher Spartenkanal wäre zum Beispiel
ein Sender, der nur liturgisch Interessierte anspricht. Wir sollten keinen Spartenkanal
machen.“ Der digitale Fernsehkanal solle auch nicht die kirchlichen Angebote
der öffentlich-rechtlichen Anstalten verdrängen, sagt Bischof Gebhard Fürst. Darauf
werde bei den Planungen geachtet. „Wenn ein solches digitales Fernsehen mit
anzunehmender Sicherheit dazu führen würde, dass wir aus den Öffentlich-Rechtlichen
verschwinden, dann würde ich nicht dazu raten.“ Dennoch dürfe sich die Katholische
Kirche den neuen Möglichkeiten auf dem digitalen Markt nicht verschließen. Außerdem
hätten auch die öffentlich-rechtlichen Anstalten ihre Defizite. Bischof Gebhard Fürst: „Und
wie ist es mit den rund 70 Prozent unserer Bevölkerung, die gar nicht mehr öffentlich-rechtlich
anschauen? Die aber digitalisiert kommunizieren möchten. Also das darf man ja mal
fragen, und ich hab das im Vier-Augen-Gespräch auch namhafte Intendanten gefragt,
die sagten zu mir: Also wenn Sie es nicht zumindestens intensiv prüfen, dann verschlafen
sie eine Entwicklung.“ Doch auch Bischof Gebhard Fürst sieht eine negative
Entwicklung, die bei den öffentlich-rechtlichen Sendern eintreten könnte: „Wovor
ich eine Sorge hätte, ist, dass sozusagen das innere Geschäft, dass manche, die dann
mit dem Programm arbeiten und es bestimmen, dass die, wenn sie keine starke Affinität
zur Kirche haben, sagen: Warum müssen wir das bringen, die haben’s ja selbst.“ Wird
es also einen eigenen katholischen Fernsehkanal geben oder nicht? Diese Frage ist
bislang noch offen. Die Machbarkeitsstudie der Publizistischen Kommission ist jedenfalls
abgeschlossen und wird voraussichtlich bei einer der nächsten Vollversammlungen der
Deutschen Bischofskonferenz vorgestellt werden. Ein Beitrag von Nicole Stroth. (rv
01.02.2008 mc)