„Die wechselnde Identität
des Individuums“ - zu diesem Thema veranstalten die Pariser und die Päpstliche Akademie
der Wissenschaften eine gemeinsame Studientagung im Vatikan. Es ist die erste hochrangige
Kooperation dieser Art, bei der der Vatikan mitmacht. Papst Benedikt meinte an diesem
Montag zu den illustren Gästen:
„Jetzt, wo die exakten Wissenschaften soviel
über den Menschen und das Universum herausgefunden haben, ist die Versuchung groß,
die Identität des Menschen genau angeben zu wollen – und ihn in das Wissen einzuschließen,
das man von ihm haben kann. Um dieser Versuchung nicht nachzugeben, braucht man die
Anthropologie, die Philosophie und auch die Theologie – diese erlauben es nämlich,
dem Menschen sein eigenes Geheimnis zu belassen. Keine Wissenschaft nämlich kann sagen,
was der Mensch ist, woher er kommt und wohin er geht. Eigentlich ist die Wissenschaft
vom Menschen darum die nötigste von allen... Der Mensch ist immer jenseits dessen,
was man von ihm greifen oder was man durch Erfahrung über ihn wissen kann. Wer sich
der Frage nach dem Wesen des Menschen verweigert, der sucht nicht mehr nach der objektiven
Wahrheit des Seins in seiner Ganzheit – der erkennt nicht mehr das Fundament, auf
dem die Würde des Menschen, jedes Menschen, ruht – vom embryonalen Zustand bis zu
seinem natürlichen Tod.“
Benedikt machte deutlich, was der „neue Humanismus“
sein könnte, nach dem er immer wieder ruft.
„Der Mensch ist keine Frucht
des Zufalls, auch kein Bündel von Umständen oder Vorbestimmtheiten oder gar physisch-chemischen
Interaktionen ; er ist ein Wesen mit einer Freiheit, die seine Natur übersteigt und
die Zeichen des Geheimnisses ist, dass in ihm eine Andersheit wohnt. Darum hat Pascal
gesagt, dass „der Mensch den Menschen bei weitem übersteigt“. Diese Freiheit ist das
Proprium des Menschen; durch sie kann er sich auf ein Ziel ausrichten und auf das
Glück, zu dem er von Ewigkeit berufen ist. Diese Freiheit lässt durchscheinen, dass
die Existenz des Menschen einen Sinn hat.“