Nahost: Nuntius, "Wieder einmal internationale Tatenlosigkeit"
Vielen ist erst seit
der Öffnung der Grenze zwischen Gaza-Streifen und Ägypten bewusst, wie dramatisch
die Situation der Bevölkerung in der palästinensischen Enklave ist. Ägypten weigert
sich derzeit – entgegen internationaler Forderungen – die Grenzen wieder zu schließen.
Tausende von Palästinensern reisen ungehindert in das Land ein. Wir haben Erzbischof
Antonio Franco um eine Einschätzung der Lage gebeten. Er ist – so sein diplomatisch
korrekter Titel – Apostolischer Nuntius in Israel und Zypern und Apostolischer Delegat
in Jerusalem und Palästina. „Ich denke, dass das vor allem ein humanitäres Problem
ist. Es geht nicht um Terrorismus, Gewalt oder ähnliches. Es ist klar, dass man die
Bevölkerung nicht umkommen lassen kann, indem man sie verhungern läßt oder einsperrt.
Da helfen auch militärische Einsätze nicht. Man muss eine Antwort auf die humanitäre
Situation finden: und zwar auf Seiten Ägyptens wie auf Seiten der internationalen
Staatengemeinschaft.“ Die Staaten schauten tatenlos zu, beklagt der Vatikandiplomat: „Es
ist nicht das erste Mal, dass wir vor solchen Situationen stehen und man nicht das
tut, was in solchen Fällen notwendig wäre. Das sind Frustrationen, die wir alltäglich
erleben im Kampf gegen die Probleme der Welt. Es schmerzt mich, dass man die Menschen
in ihren Schwierigkeiten sich selber überlässt. Es heißt dann: „Sollen sie sich doch
irgendwie arrangieren…“ Faktisch herrscht da Desinteresse, auch wenn immer wieder
feierlich Ratschläge erteilt werden, wie ‚Ihr müsst dieses oder jenes tun.’ Sich die
Hände schmutzig zu machen, ist hingegen schwieriger.“