D: Bibeln für China – Zeichen der Liberalisierung?
An diesem letzten
Sonntag im Januar wird wie jedes Jahr der ökumenische „Bibelsonntag“ gefeiert. Er
soll an das Gemeinsame aller Christen erinnern: die Heilige Schrift als Grundlage
des Glaubens. In den Kirchengemeinden wird für Bibelprojekte in aller Welt gesammelt.
In diesem Jahr geht das Geld nach China, sagt der Sekretär der Katholischen Bibelföderation
in Stuttgart, Alexander Schweizer im Gespräch mit Radio Horeb. In China sei die Arbeit
etwas leichter geworden, allerdings hänge das immer noch sehr von der Gegend ab. „Wir
haben zum Beispiel, um etwas konkreter zu werden, einen sehr guten Kontakt mit dem
Bischof-Koadjutor der Diözese Changjan im Nordosten Chinas, der selber – als er noch
Dozent im Seminar war – in der vorlesungsfreien Zeit durch die Dörfer ging und Bibelgruppen
gehalten hat und in diesem Fall auf keinerlei Widerstand stieß. Aber man findet in
China auch immer das Gegenteil: Es gibt Beispiele aus anderen Regionen, wo solche
Aktivitäten doch sehr streng überwacht und bisweilen verboten werden.“ Schweizer
erkennt dennoch eine gewisse Liberalisierung, die wohl mit der Öffnung Chinas zur
Welt zusammenhängt. „Inzwischen redet man in China leichter über Religion und
Religiosität. Kürzlich hat eine Umfrage der Universität Shanghai viel höhere Zahlen
in Sachen Religionszugehörigkeit ergeben, als es bisher offiziell verbreitet wurde.
Und das Interessante daran ist, dass diese Zahlen überhaupt veröffentlicht werden
durften. Das ist sicher ein Indikator für eine gewisse Liberalisierung.“ Diese
Entwicklung hängt wohl auch mit dem gegenwärtigen Pontifikat zusammen: „Im
Bereich der katholischen Kirche hat der Papstbrief an die chinesischen Katholiken
eine große Ermutigung dargestellt, die Wertschätzung zum Ausdruck bringt und eine
große Sensibilität für die Situation und den eingeschlagenen Weg der Versöhnung von
Untergrundkirche und patriotischer Kirche. Der Brief schlägt aber auch sehr pragmatische
Lösungen mit dem Staat vor. Es gibt leichte Bewegungen hin zur Lockerung. Man kann
noch nicht von freier Religionsausübung sprechen – es gibt ja immer noch die patriotische
Vereinigung, die alles überwacht – aber man kann sagen: Es gibt gewisse Liberalisierungstendenzen.“ Andernorts
ist dieser Prozeß allerdings sehr spannungsgeladen und konfliktreich. „Das ist
natürlich auch eine Folge der derzeitigen Tendenz, die Untergrundkirche einzuladen,
sich mit der patriotischen Kirche zu versöhnen. In diese Richtung stößt ja auch der
Papstbrief. Das hat natürlich auch zur Folge, dass es zu Spaltungen im Untergrund
selber kommt. Manchmal wird auf die Teile der Untergrundkirche, die diesen Prozess
nicht mitmachen, noch größerer staatlicher Druck ausgeübt.“ (www.horeb.org
27.01.2008 mc)
Hier können Sie das ganze Gespräch mit Alexander Schweizer hören.