2008-01-27 14:03:47

D: Bibeln für China – Zeichen der Liberalisierung?


RealAudioMP3 An diesem letzten Sonntag im Januar wird wie jedes Jahr der ökumenische „Bibelsonntag“ gefeiert. Er soll an das Gemeinsame aller Christen erinnern: die Heilige Schrift als Grundlage des Glaubens.
In den Kirchengemeinden wird für Bibelprojekte in aller Welt gesammelt. In diesem Jahr geht das Geld nach China, sagt der Sekretär der Katholischen Bibelföderation in Stuttgart, Alexander Schweizer im Gespräch mit Radio Horeb. In China sei die Arbeit etwas leichter geworden, allerdings hänge das immer noch sehr von der Gegend ab.
„Wir haben zum Beispiel, um etwas konkreter zu werden, einen sehr guten Kontakt mit dem Bischof-Koadjutor der Diözese Changjan im Nordosten Chinas, der selber – als er noch Dozent im Seminar war – in der vorlesungsfreien Zeit durch die Dörfer ging und Bibelgruppen gehalten hat und in diesem Fall auf keinerlei Widerstand stieß. Aber man findet in China auch immer das Gegenteil: Es gibt Beispiele aus anderen Regionen, wo solche Aktivitäten doch sehr streng überwacht und bisweilen verboten werden.“
Schweizer erkennt dennoch eine gewisse Liberalisierung, die wohl mit der Öffnung Chinas zur Welt zusammenhängt.
„Inzwischen redet man in China leichter über Religion und Religiosität. Kürzlich hat eine Umfrage der Universität Shanghai viel höhere Zahlen in Sachen Religionszugehörigkeit ergeben, als es bisher offiziell verbreitet wurde. Und das Interessante daran ist, dass diese Zahlen überhaupt veröffentlicht werden durften. Das ist sicher ein Indikator für eine gewisse Liberalisierung.“
Diese Entwicklung hängt wohl auch mit dem gegenwärtigen Pontifikat zusammen:
„Im Bereich der katholischen Kirche hat der Papstbrief an die chinesischen Katholiken eine große Ermutigung dargestellt, die Wertschätzung zum Ausdruck bringt und eine große Sensibilität für die Situation und den eingeschlagenen Weg der Versöhnung von Untergrundkirche und patriotischer Kirche. Der Brief schlägt aber auch sehr pragmatische Lösungen mit dem Staat vor. Es gibt leichte Bewegungen hin zur Lockerung. Man kann noch nicht von freier Religionsausübung sprechen – es gibt ja immer noch die patriotische Vereinigung, die alles überwacht – aber man kann sagen: Es gibt gewisse Liberalisierungstendenzen.“
Andernorts ist dieser Prozeß allerdings sehr spannungsgeladen und konfliktreich.
„Das ist natürlich auch eine Folge der derzeitigen Tendenz, die Untergrundkirche einzuladen, sich mit der patriotischen Kirche zu versöhnen. In diese Richtung stößt ja auch der Papstbrief. Das hat natürlich auch zur Folge, dass es zu Spaltungen im Untergrund selber kommt. Manchmal wird auf die Teile der Untergrundkirche, die diesen Prozess nicht mitmachen, noch größerer staatlicher Druck ausgeübt.“
(www.horeb.org 27.01.2008 mc)

Hier können Sie das ganze Gespräch mit Alexander Schweizer hören. RealAudioMP3









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