Neapel ruft angesichts des allgemeinen Notstandes seinen Stadtpatronen San Gennaro
um Hilfe an. Die Ampulle mit dem Blut des Heiligen wurde dazu in der Kathedrale aufgestellt.
In der Nacht zum Samstag versammelten sich Betende zu Gottesdiensten in der Kathedrale.
Durch die inständige Anrufung der Gläubigen – so der neapolitanische Glauben – soll
sich das Blut verflüssigen. Das so genannte „Wunder von San Gennaro“ ereignet sich
normalerweise nur am Tag des Stadtpatronen, dem 19. September und an zwei weiteren
Tagen im Jahr. Jedoch wurde in der neapolitanischen Tradition die Ampulle auch in
Zeiten großer Not zur Anbetung aufgestellt, so etwa während der Pestepidemie oder
nach Erdbeben. Der Erzbischof von Neapel, Kardinal Crescenzio Sepe, sieht das Müllproblem
nicht nur als Notstand, sondern als Tragödie an. Deshalb reichten menschliche Bemühungen,
die derzeit von einem Sonderbeauftragten mit dem bezeichnenden Namen De Gennaro koordiniert
werden, nicht aus. Man müsse, so schreibt der Kardinal in einem Brief an die Bürger,
in diesem Fall auf die Kraft des Glaubens zurückgreifen. Nur so erhalte die Stadt
die Kraft, sich aus ihrem Elend zu erheben. (corriere della sera 26.01.08 ag)