2008-01-24 11:09:26

Papst: Scharfe Worte Richtung Brüssel


„Vielleicht” waren die Menschen in Mittel- und Osteuropa „ein bisschen zu optimistisch”, als ihre Länder vor vier Jahren der Europäischen Union beitraten? Diesen Verdacht äußerte Papst Benedikt an diesem Donnerstag vor Bischöfen aus Slowenien. Er erwähnte dabei ihren Hirtenbrief vom April 2004, mit dem sie den EU-Beitritt ihres Landes stürmisch begrüßt hatten. Wenn man heute in diesen Hirtenbrief von damals schaue, so Papst Benedikt, dann sei das, was die Bischöfe damals forderten, eigentlich immer noch nicht eingelöst:

„Wenn Europa wirklich ein Raum des Friedens bleiben und werden will und sich auf den Respekt der Menschenwürde beruft, dann kann es nicht die wichtigste Komponente dieses Fundaments verleugnen – die christliche nämlich. Nicht alle Humanismen sind gleich, sie wiegen auch in moralischer Hinsicht nicht gleichviel. Ich rede hier gar nicht mal von den religiösen Aspekten, sondern beschränke mich auf die ethisch-sozialen.“

Je nachdem, welches Menschenbild man zugrunde legt, ergeben sich konkret ganz andere Regeln für das zivile Zusammenleben, so Benedikt nicht ohne Schärfe.

„Wenn man den Menschen zum Beispiel individualistisch sieht – wie das heute viele tun –, wie will man denn dann die Mühe rechtfertigen, die der Bau einer gerechten und solidarischen Gesellschaft braucht? Das Christentum ist die Religion der Hoffnung und der Brüderlichkeit aller Menschen – das gilt auf jedem Kontinent, auch in Europa.“

Viele Intellektuelle in Europa hätten heute noch Schwierigkeiten damit, einzusehen, dass „Vernunft und Glaube einander brauchen“, so der Papst genau eine Woche nach seinem geplatzten Auftritt an der römischen Universität Sapienza. Deutlich verurteilte Benedikt den „Säkularismus westlicher Prägung“: Er sei „vielleicht noch heimtückischer als der kommunistische“ und zeige „beunruhigende Symptome“ wie „Jagd nach Materiellem, Geburtenrückgang und Schwinden der religiösen Praxis“. Slowenien hat derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne – schon deswegen gehen die scharfen Worte des Papstes von diesem Donnerstag auch direkt an die Adresse von Brüssel.

(rv 24.01.2008 sk)







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