In Kenia ist die politische
Lage nach wie vor angespannt; das afrikanische Land kommt nach der umstrittenen Wiederwahl
von Präsident Mwai Kibaki nicht zur Ruhe. Ständig sind neue Todesopfer und Verfolgungen
zu beklagen in der Auseinandersetzung zwischen den beiden verfeindeten ethnischen
Gruppen; Präsident Kibaki entstammt dem Kikuyu-Volk, während der unterlegene Oppositionspolitiker
Raila Odinga der Minderheitsgruppe der Luo angehört. Inzwischen sprechen manche Beobachter
von einer „ethnischen Säuberung“ in Kenia; nicht so der Comboni-Missionar Mariano
Tibaldo, der seit vielen Jahren in Kenia arbeitet. Seiner Ansicht nach ist die Rede
von „ethnischer Säuberung“ riskant und irreführend:
„Sagen wir, dass zwei
verschiedene ethnische Gruppen, vor allem die zwei größten ethnischen Gruppen Kenyas,
die Kikuyu und die Luo, in diesem Moment starke Schwierigkeiten haben, die auf früher
zurückgehen. Die Rede von der ethnischen Säuberung verwenden hingegen Politiker beider
Seiten, um dadurch weltweit Sympathien zu bekommen. Das, was in Kenia derzeit passiert,
ist aber nicht neu, denn das hat es immer wieder bei den Wahlen gegeben, sei es 1992
oder im Jahre 1997.“
Daher dürfe man die derzeitige Problematik auch nicht
auf ethnische Gesichtspunkte reduzieren; genauso wichtig seien etwa die soziale und
die politische Seite. Ausdrücklich setzt Tibaldo auf den Dialog:
„Bis jetzt
hat leider niemand den Dialog in einer ehrlichen Art und Weise gewollt, weil es im
Dialog auch nötig ist, ein Stück weit nachzugeben - und ich denke, dazu ist keiner
der beiden bereit. Solange diese Situation andauert, ist es nicht möglich, den Dialog
zu führen: Aber der Dialog bleibt die einzige Möglichkeit, die einzige Lösung.“