2008-01-22 12:50:41

Kardinal entschuldigt sich bei Geschiedenen


RealAudioMP3 „Die Kirche hat euch nicht vergessen! Sie weist euch nicht zurück.“ Das schreibt der Kardinal von Europas größtem Bistum an Geschiedene und Wiederverheiratete. Der Brief von Kardinal Dionigi Tettamanzi von Mailand hat in Italien ein breites Echo hervorgerufen.

Deutsche erinnert das Schreiben spontan an einen Hirtenbrief oberrheinischer Bischöfe, darunter des jetzigen Kardinals Lehmann, vor ca. einem Jahrzehnt. In Italien weckt der Brief deswegen so große Aufmerksamkeit, weil die Kirche der Halbinsel in ihrem Einsatz für Ehe und Familie oft regelrecht erbittert wirkt. Da setzt Tettamanzi von der Domstadt im Norden aus einen neuen Ton.

„Der Herr ist denen nahe, deren Herz verwundet ist“, so der Titel des Briefes. Auszug: „Das Ende einer Ehe ist auch für die Kirche Grund zu Leiden. Und zu Fragen: Warum lässt der Herr es bloß zu, dass dieses Band reißen kann, das doch Zeichen seiner völligen und unzerstörbaren Liebe ist? Wenn dieses Band reißt, dann fühlt sich auch die Kirche dadurch geschwächt.“

Die Kirche wisse, so der Kardinal weiter, dass es in manchen Fällen „einfach unvermeidlich ist, sich für eine Trennung zu entscheiden, um die Würde der Personen zu wahren und tiefere Traumata zu vermeiden – auch um die Größe der Ehe zu bewahren, die sich nicht in eine Kette bitterer Szenen verwandeln darf.“ Das meine keinesfalls ein Abrücken von der kirchlichen Lehre, dass die Ehe unauflöslich ist, betont der Kardinal.

Tettamanzi entschuldigt sich dafür, dass die Kirche im Umgang mit Geschiedenen und Wiederverheirateten oft so hart wirkt. Er bittet auch um Verständnis dafür, dass die Kirche diese Personen nicht zur Eucharistie zulässt – trotzdem seien sie, wie er betont, aber dringend zur Mitfeier der Messe und zur aktiven Teilnahme am Leben der Kirche eingeladen. Ein Punkt ist dem Mailänder Erzbischof (und Nachfolger des heiligen Ambrosius) so wichtig, dass er es auch Fernsehteams gegenüber wiederholt: „Die Betroffenen denken ja oft, dass sie wegen ihrer Lage nur noch am Rand der Kirche stehen oder sogar richtiggehend aus ihr ausgeschlossen wären. Aber das ist gar nicht wahr.“ Geschiedene und Wiederverheiratete seien keineswegs exkommuniziert.
 
„Sowohl der pastorale Ton des Erzbischofs als auch der Inhalt des Briefes liegen auf einer Linie mit der Lehre der Kirche, des Papstes und der Bischöfe.“ Das sagt der Mailänder Geistliche Silvano Caccia, der an Tettamanzis Kurie arbeitet. „Gleichzeitig ist dieses Zeichen der Öffnung und der Bereitschaft zum Dialog doch ein neuer Akzent - gegenüber den Betroffenen und gegenüber denen, die Seelsorge für Eheleute und Familien machen.“

(rv 22.01.2008 sk)







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