Ende Juni startet
das Paulus-Jahr: 2000 Jahre (oder so ähnlich) nach der Geburt des Völkerapostels.
Geistiger Vater der Initiative ist der italienische Kardinal Andrea Cordero Lanza
di Montezemolo, Erzpriester der Basilika Sankt Paul vor den Mauern in Rom.
„Vielleicht
wird der Papst in nächster Zeit ein Dokument veröffentlichen, mit dem er das Paulus-Jahr
ausruft. Darin wird er die Ziele und die geistlichen Möglichkeiten für die Gläubigen
erklären. Wir haben schon eine ganze Menge Ideen, was wir im Paulus-Jahr alles machen
werden: Ein Seelsorge-Programm, das u.a. die Beichte wiederbeleben will; ein religiös-kulturelles
Programm, darunter Paulus-Lesungen und Konzerte; ein Pilgerprogramm mit eigener Webseite;
ein Kunst-Programm mit Führungen und Ausstellungen; ein Buchprogramm und ein ökumenisches
Programm mit einer eigenen Kapelle für ökumenische Feiern in Sankt Paul vor den Mauern.“
Der
Papst habe schon zugesagt, zur Eröffnung des Paulus-Jahres in die Basilika an der
Via Ostiense zu kommen. Und dort, nur drei Schritte vom wieder freigelegten Sarkophag
des Heiligen entfernt, die feierliche Vesper zu halten.
„Wir haben überlegt,
ob wir die Porta Sancta öffnen sollen; aber die ist zu sehr mit der Idee des Heiligen
Jahres verknüpft. Darum sind wir darauf verfallen, die Porta Sancta geschlossen zu
halten, aber die gegenüberliegende Tür der Basilika als Ökumenisches Tor - Porta Ecumenica
- offen zu halten. Sie wird vom Papst feierlich geöffnet werden, um dadurch die Pilgerfahrten
zu eröffnen.“
Neben dieser Ökumenischen Tür wird ein Leuchter stehen, auf
dem das ganze Jahr über ein Paulus-Licht brennen soll, so der Kardinal. Sankt Paul
vor den Mauern ist u.a. für seinen frühchristlichen Osterleuchter berühmt; die Heilige
Pforte stammt übrigens aus Konstantinopel und war ein Geschenk des späteren Papstes
Gregor VII. an die Basilika.
„Der Papst hat mir vor ein paar Tagen gesagt,
dass er von vielen nicht-katholischen Christen Anfragen bekommt, wie sie sich am Paulus-Jahr
beteiligen können. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel hat auch für die orthodoxe
Kirche im Jahr 2008 ein Paulus-Jahr ausgerufen. Wir sind über den Päpstlichen Einheitsrat
in Kontakt mit vielen christlichen Kirchen, um sie zur Eröffnung des Paulus-Jahres
am 28. Juni einzuladen und zu eigenen Feiern in der Nähe des Paulus-Grabes.“
Zu
den Eingeladenen - und diese Nachricht ist sofort um die Welt gegangen - gehört auch
der russisch-orthodoxe Patriarch Alexei II. von Moskau. Falls er die Einladung - unterschrieben
von den Kardinälen Montezemolo und Kasper - annimmt, dann könnte das auch den Rahmen
für eine historische Begegnung des Patriarchen mit dem Papst abgeben.
Anderer
Aspekt des Paulus-Jahres: der Geburtsort des Heiligen, Tarsus - er liegt in der heutigen
Türkei.
„Die Bischöfe in der Türkei versuchen, in Tarsus ein ehemals christliches
Gebäude für die Aktivitäten dieses Paulus-Jahres zu bekommen. Wir haben auch das vatikanische
Staatssekretariat in dieser Sache eingeschaltet, ob man das nicht mit der türkischen
Regierung mal besprechen kann. Ich weiß: Da sind Schritte im Gang. Einzelheiten kenne
ich aber nicht.“
Eine Papst-Reise auf den Spuren des Völkerapostels sei
seines Wissens derzeit nicht geplant, so Kardinal Montezemolo. Dabei bräuchte Benedikt
nicht weit zu fahren, um auf Spuren des heiligen Paulus zu stoßen. Denn auch in Rom
selbst gibt es davon viele. Paulus habe sich ja etwas darauf zugute gehalten, römischer
Bürger zu sein, so der Kardinal. Darum würde er sich darüber freuen, wenn auch die
römische Stadtverwaltung sich zum Paulus-Jahr etwas einfallen ließe. Ein Wink mit
dem Zaunpfahl, eine Woche nach dem Redeverbot für den Papst an der wichtigsten römischen
Universität.