Kenia kommt nicht
zur Ruhe: Im Slumviertel Mathare der Hauptstadt Nairobi ist es nach Augenzeugenberichten
in der Nacht zum Sonntag zu ethnischen Auseinandersetzungen gekommen. Mitglieder des
Kikuyu- und des Luo-Stammes hätten sich gegenseitig gejagt. Mindestens ein Mensch
sei getötet worden. Präsident Mwai Kibaki ist Kikuyu, Oppositionschef Raila Odinga
Luo. Die katholische Kirche hat derweil für diesen Sonntag zu einem Gebetstag
für den Frieden aufgerufen. Die Bischöfe schreiben in ihrem Aufruf, nur gemeinsam
könne eine Lösung gefunden werden. Außerdem rufen sie zur Hilfe auf für die Flüchtlingen.
Der apostolische Nuntius in Nairobi, Erzbischof Alain Lebeaupin, hält diese
Initiative für sehr wichtig:
„Die Kenianer sind sehr religiös und sehr fromm,
und zwar in allen ethnischen Gruppen. Am selben Tag in den unterschiedlichen Volksgruppen
zu beten, ist sehr wichtig, besonders für die katholischen Christen. Zur katholischen
Kirche gehört nicht nur eine Volksgruppe, sondern es gibt sie überall im Land.“
Beobachter
sind erschrocken über das Gewaltpotential der Jugendlichen. Den Vatikandiplomaten
wundert das nicht:
„Die Gegenwart dieser Jugendlichen ist der Tatsache geschuldet,
dass sie keine Zukunftshoffnung haben. Kenia ist ein Land, das Fortschritte in der
Entwicklung macht, in dem einen Teil der Bevölkerung aber keinen Anteil an dem wachsenden
Wohlstand hat. Deswegen ist notwendig, dass die politischen Führer beider Seiten die
Zukunft gemeinsam in Angriff nehmen.“
Nach Angaben von EU- Entwicklungskommissar
Louis Michel erklärte sich Kibaki jetzt bereit, mit Odinga direkt über eine Lösung
des Streits um den Ausgang der Präsidentenwahl zu beraten. Er habe ihm persönlich
bei einem Treffen in Nairobi gesagt, er wolle Odinga bald treffen, um Frieden im Land
wieder herzustellen, so Michel. Odinga lehnte bislang ein direktes Treffen immer ab
und bestand auf der Anwesenheit eines Vermittlers.