Vatikan: "Nur der Hl. Geist kann die Einheit schaffen"
Statement von Kardinal
Walter Kasper gegenüber Radio Vatikan. Kasper ist Präsident des Päpstlichen Rats zur
Förderung der Einheit der Christen. Er äußert sich zur 100. ökumenischen Gebetswoche
für die Einheit der Christen.
Die ökumenische Bewegung ist ihrem Wesen nach
eine Gebetsbewegung, die schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begonnen
hat. Es war dann vor allem der damals noch anglikanische Pastor Paul Watson, der die
Initiative ergriffen hat. Seit dieser Zeit hat diese Gebetswoche – auch durch die
Bestätigung durch alle Päpste seit Pius X. – eine weltweite Ausbreitung gefunden.
Ich denke, das Gebet ist das beste Mittel, um die Christen innerlich einander
näher zu bringen: Sie beten im selben Geist, im selben Herrn Jesus Christus, und sie
wissen: Die Einheit der Christen ist das Anliegen Jesu Christi selber. Aber wir können
sie nicht machen, wir können sie nur als Geschenk empfangen, deshalb sollen wir unablässig
für die Einheit beten.
Natürlich gibt es wie bei allen menschlichen Dingen
Höhen und Tiefen. Es gibt immer wieder Enttäuschungen. Aber wir können davon überzeugt
sein, dass wenn wir in und mit Jesus Christus und in seinem Namen beten, dass dieses
Gebet auch erfüllt wird in einer Weise, wie er es will, und wann und wie und wo er
es will.
Wir beten auch für die vielen Anliegen der Welt, besonders für den
Frieden der Welt. Die ökumenische Bewegung war von allem Anfang an mit der Friedensbewegung
verbunden, und so werden wir in diesem Jahr in besonderer Weise auch an die Situation
im vorderen Orient denken, wo die Kirche sozusagen zuhause ist, wo sie aber momentan
in großer Bedrängnis ist. Das Gebet hat auch die Funktion einer Reinigung des Gedächtnisses,
damit man diese Schwierigkeiten überwindet, die immer wieder zwischen uns auftreten.
Letztlich kann nur der Heilige Geist die Herzen miteinander versöhnen, und ich bin
überzeugt, er wird es auch in diesem Jahr in neuer Weise tun.