2008-01-10 16:40:10

Kenia: Kirchen müssen vermitteln


RealAudioMP3 Kenias Kirchen und Religionsgemeinschaften haben sich als Vermittler zwischen den politischen Lagern von Mwai Kibaki und Herausforderer Raila Odinga angeboten. Der umstrittene Präsident Kibaki lehnte externe Interventionen bisher ab.
In ihrer Erklärung „Meinen Frieden gebe ich euch“ hat die katholische Bischofskonferenz zum Jahresbeginn Politiker und Bürger beschworen, sich für Versöhnung, Gerechtigkeit und Brüderlichkeit einzusetzen. Eine unabhängige Untersuchung des Wahlergebnisses forderte der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Samuel Kobia.
Die Lage in Kenia ist „sehr sehr ernst“, sagt Kobia, gebürtiger Kenianer gegenüber Radio Vatikan.


„Die Situation ist schwierig und fordert den Einsatz aller, die in irgendeiner Weise Einfluss nehmen können auf Raila Odinga und Mwai Kibaki, damit sie einlenken und sich an den Verhandlungstisch begeben. Ich hoffe wirklich auf einen Dialogprozess und Verhandlungen zwischen diesen beiden politischen Führungskräften.“

Wie kann Kenia diese scheinbar ausweglose Situation überwinden?
 
„Es wäre falsch, von ,es gibt kein Zurück mehr’ zu sprechen. Ich würde vielmehr sagen: Wir sind am Ende. Und das macht die Lage so kritisch. Politiker und ihre Art der Regierungsführung müssen genau überprüft werden, denn in erster Linie braucht es jetzt Politiker, die erhaben sind über politische Vetternwirtschaft und ethnische Zugehörigkeiten.“

Die Kirchen und Religionsgemeinschaften Kenias machen sich seit jeher in Flüchtlingslagern und den Slums der Großstädte stark. Jetzt drängen sie die Politiker nach friedlichen Lösungen zu suchen. Welchen Einfluss haben die Kirchen?
 
„Die Kirchen in Kenia spielen eine sehr wichtige Rolle. Christen stellen die Mehrheit der Bevölkerung, ausgenommen in Nordostkenia und einigen Küstenregionen, wo überwiegend Moslems leben. Ich habe kirchliche Entscheidungsträger dazu aufgerufen, in diesem kritischen Augenblick für unser Land über ihre ethnische Zugehörigkeit hinauszuwachsen und das Land vor einer Katastrophe zu bewahren. Leider gibt es im Moment viele Kirchenführer, die dafür bekannt sind, dass sie voll hinter den politischen Führern ihrer jeweils eigenen Volksgruppe stehen. Ich glaube, wir dürfen darum mit unseren Appellen nicht müde werden, dass Kenia jetzt an einem Punkt sein müsste, an dem die Leute sagen: Stellen wir alles andere zurück. Wir müssen zuerst die Gewalt stoppen, Frieden herstellen und den Weg zu Versöhnung und Heilung einschlagen. Ich sehe niemanden in Kenia, der diese Rolle so gut spielen könnte wie die Kirchenführer.“

Glauben Sie an eine friedliche Zukunft für Kenia?
 
„Ich denke, dass die Kenianer die Fähigkeit besitzen, das Feld zurückzuerobern, das wir in den gewalttätigen Auseinandersetzungen nach den Wahlen verloren haben. Wir brauchen den politischen Willen dazu. 1990/1991 haben wir eine ganz ähnliche Situation erlebt; die ethnischen Konflikte vor allem im Rift Valley haben uns politische und kirchliche Führer zusammengeführt. Ich war damals Generalsekretär der Methodisten in Kenia, und wir haben mit der katholischen Kirche zusammengearbeitet. Ich denke, dass wir viel dazu beigetragen haben, dass die Bevölkerung zu einem vereinten und friedvollen Weg gefunden hat. Aufgrund dieser Erfahrung glaube ich daran, dass in Kenia Frieden wieder möglich ist.“

Eine Delegation des Weltrats will in den kommenden Wochen Kenia besuchen, um den Kirchen vor Ort ihre Solidarität zu zeigen. Er bestärkte vergangene Woche Kenias Bischöfe in ihrem Bemühen, den „brudermörderischen Konflikt“ zu beenden. Die Politiker sollten auf den „Weg der Gerechtigkeit und des Friedens“ zurückkehren und schnellstmöglich die Gefahr eines ethnischen
Krieges bannen.


(rv/kna 10.01.2008 bp)








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