Christen befürchten eine weitere „religiöse Säuberung“ im Irak. Ihre Sorge wird durch
die neuen Bombenanschläge auf christliche Kirchen genährt. Die im Irak verbliebenen
Christen sehen hinter den Anschlägen die Absicht von Extremisten, die Christen zu
verängstigen und sie zur Flucht zu bewegen. Ein weiteres Ziel sei es, schon ausgewanderte
irakische Christen einzuschüchtern, die auf Rückkehr hofften. Das erfuhr das internationale
Hilfswerk „Kirche in Not“ von irakischen Christen.
Die Bomben, die in den letzten
Tagen vor Kirchen explodierten, haben zwar keine größeren Schäden verursacht. Sie
wirkten aber wie ein „Zeichen, dass jederzeit alles möglich sei“. Zu einer ersten
Anschlagwelle in diesem Jahr kam es am 6. Januar in Bagdad und Mossul. Am Mittwoch
dann explodierten in Kirkuk Autobomben vor Kirchen. Erzbischof Louis Sako von Kirkuk
sieht hinter den Anschlägen eine „politische Botschaft“; die christliche Gemeinde
von Kirkuk, die bislang relativ wenig unter Gewalt und Einschüchterung zu leiden gehabt
habe, solle in Angst und Schrecken geraten. Er habe alle Termine außerhalb seiner
Diözese abgesagt, um bei den Betroffenen sein zu können.
Ein anderer Bischof
aus dem Irak berichtet, die Menschen seien über die Anschläge besonders schockiert
gewesen, da die Lage zwei Monate lang relativ ruhig gewesen sei. Es hatte sich bereits
ein gewisser Optimismus ausgebreitet. Die Zahl der noch im Irak verbliebenen Christen
kann nicht exakt festgestellt werden, jedoch soll Schätzungen zufolge mehr als die
Hälfte bereits geflohen sein. Im Jahr 2003 haben im Irak noch 1,2 Millionen Christen
gelebt.