Noch immer sind im
Westen Kenias viele Menschen auf der Flucht. Zugleich wächst die Angst vor weiteren
ethnischen Ausschreitungen. In der Region um Eldoret gibt es Berichte über eine regelrechte
Hetzjagd auf Kikuyu, die Volksgruppe des umstrittenen Präsidenten. Einen offenen
Bürgerkrieg hält Volker Greulich, Afrika-Referent bei Kolping International für eher
unwahrscheinlich. Die einzige Möglichkeit zur Lösung der Staatskrise in Kenia sieht
er in Neuwahlen, sagt Greulich im Interview des Kölner Domradio:
„Die jetzt
diskutierte Möglichkeit einer Übergangsregierung der nationalen Einheit, die eine
Neuwahl vorbereitet, ist daher die beste Lösung für das Land. Die Wahl ist nicht vernünftig
organisiert worden, und daher kann man jetzt nicht einfach zum Tagesgeschäft wechseln.
Die Kenianer sind vermutlich zu stolz für eine international überwachte Wahl. Aber
sie müssen selber einen Ausweg finden, denn die Zeiten der europäischen Großmächte
in Afrika sind vorbei. Der Einfluss Chinas zum Beispiel ist nicht zu unterschätzen.
Nun haben die afrikanischen Regierungen einen neuen Ausweg, indem sie Hilfe in Peking
suchen können.“
Kenia galt lange als eines der stabilsten Länder Afrikas.
Die jetzige Staatskrise sei in diesem Ausmaß nicht vorhersehbar gewesen, so Afrika-Referent
Greulich.
„Bei meinem letzten Besuch, während des kenianischen Wahlkampfs,
hätte niemand geahnt, dass die Regierung so dreist den Wahlausgang manipulieren würde.
Auf der anderen Seite ist die Regierung vom Umfang der Proteste überrascht worden.
Zumindest sind einige auf Seiten der Regierung nachdenklich geworden. So hat auch
der Generalstaatsanwalt Neuauszählungen gefordert.“