Papst Benedikt XVI.
entsandte bei seinem Angelusgebet an diesem Sonntag herzliche Glückwünsche aus Rom
an die Christen der Ostkirchen. Wörtlich sagte er: „Es ist eine große Freude, die
Feier der Glaubensgeheimnisse im vielfältigen Reichtum der Riten zu feiern, die von
der 2.000-jährigen Geschichte der Kirche zeugen“. Während bei uns mit Christbaum
und Krippe mitunter bereits der letzte Rest Weihnachtsatmosphäre entsorgt wird, heißt
es für Teile der orthodoxen Kirche in diesen Tagen: Frohe Weihnacht. Denn für die
Orthodoxen ist erst am 7. Januar Weihnachten.
Hier ein kurzer Überblick
Irak:
Getrübte Weihnachtsstimmung Nicht überall feiern die Orthodoxen in diesen Tagen
Weihnachten in Ruhe und Frieden. Zu Beginn des Weihnachtsfestes der orthodoxen Christen
griffen Extremisten in Irak am Sonntag sieben Kirchen und Klöster an. Dabei wurden
sechs Menschen verletzt. Zwei davon waren als Wächter vor Gotteshäusern postiert.
Zudem richteten die Angreifer großen Sachschaden an. Die Sprengsätze detonierten unter
anderem vor der Mar-Girgis-Kirche der Chaldäer in Bagdad und vor einem Nonnenkloster
in Safranija, einem Viertel im Süden der Hauptstadt. In Mossul explodierten Autobomben
vor zwei Kirchen. Seit dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein im Frühjahr 2003
haben viele Christen den Irak verlassen. Wegen ihres Glaubens und weil sie keinen
Stamm haben, der sie verteidigt, sind Christen besonders häufig Opfer islamistischer
Terroristen und krimineller Banden.
--- Nahost: Tausende bei Festen in
Bethlehem Ein bisschen ruhiger war es im Heiligen Land: Unter tausendfacher
Beteiligung von Pilgern aus Osteuropa haben Sonntagnacht die orthodoxen Christen in
Bethlehem ihr Weihnachtsfest gefeiert. An der Mitternachtsliturgie in der Geburtsbasilika
nahm - wie bereits bei den Weihnachtsfeiern der Katholiken im Dezember - Palästinenserpräsident
Mahmud Abbas teil. Seit den frühen Morgenstunden strömten einheimische und ausländische
Besucher zum Krippenplatz. In den palästinensischen Gebieten gehören die meisten Gläubigen
der christlichen Minderheit einer der verschiedenen orthodoxen Kirchen an. Begonnen
hatten die Feierlichkeiten in Bethlehem am Sonntagvormittag mit dem Einzug der koptischen
Kirchenführer in die Geburtsbasilika, gefolgt von den Syrisch-Orthodoxen und der afrikanisch
bunten Prozession der Äthiopier. Höhepunkt war mittags der feierliche Einzug des griechisch-orthodoxen
Patriarchen, Theophilos III., begleitet von etwa 100 Bischöfen, Priestern und Mönchen.
Anschließend begannen die liturgischen Feiern, die ununterbrochen bis in den Montagabend
hinein andauerten. Während der Mitternachtsliturgie stieg Abbas gemeinsam mit Theophilos
III. in die Grotte hinab, die als Geburtsort Jesu verehrt wird; Mönche und Priester
sangen Gebete. Bei den vier Prozessionen bemerkte der Domradio Korrespondent in
Israel, Johannes Zang, noch weitere Gäste:
„Alle vier Prozessionen wurden
begleitet von Pfadfindergruppen mit Trommeln und Trompeten, aber auch Dudelsäcken.
Viele Menschen in Bethlehem, darunter viele Muslime, haben die Prozessionen willkommen
geheißen.“
Die verschiedenen Kirchgemeinschaften innerhalb der orthodoxen
Kirche erschwerte auch dieses Jahr die Durchführung von Liturgien in der Geburtskirche.
„Mann
muss sich das folgendermaßen vorstellen: Die Mitglieder der verschiedenen orthodoxen
Kirchen mit ihren Klerikern und den Laien sind nur wenige Meter voneinander entfernt.
Die Gesänge haben sich dabei überschnitten. Es gab überhaupt keine Stille sondern
es ging sehr laut zu. Es waren auch mehrere Prozessionen dann innerhalb der Geburtskirche
zu sehen. Es war ein farbenfrohes Spektakel mit vielen Gesängen in unterschiedlichen
Sprachen.“
Zu Unruhen kam es aber nicht, auch wenn die enge Abfolge der
einzelnen Prozessionen und Liturgien zu gewissen Spannungen zwischen einzelnen Konfessionen
führte.
„Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass auf der einfachen Ebene
der Pfarreien und der Laien das ökumenische Miteinander sehr gut ist. Doch in den
oberen Stellen der Hierarchie ist es schwieriger. Ich erlebe es aber wieder, dass
viele Christen in den Gottesdiensten der anderen Kirchen gehen, weil Verwandte beispielsweise
der anderen Kirchgemeinschaft angehören. Es gibt auch viele Mischehen. Das ist hier
auch gar kein Problem, solange die Christen untereinander bleiben.“
Vor
knapp zwei Wochen hatte eine Schlägerei zwischen griechisch-orthodoxen und armenischen
Mönchen während gemeinsamer Reinigungsarbeiten in der Geburtskirche Schlagzeilen gemacht.
Die Katholiken und Lutheraner spielten eine Vermittlerrolle.
„Bei den Prozessionen
habe ich sehr viele katholische und auch einige lutheranische Palästinenser gesehen,
die auch aus Respekt heraus dem griechisch-orthodoxen oder dem syrisch-orthodoxen
Patriarchen die Ehre geben und Respekt zollen.“
Abgesehen von Bethlehem
schließen sich im Westjordanland sämtliche orthodoxe Gemeinden alljährlich in einer
ökumenischen Geste dem Weihnachtstermin der Katholiken an. Die katholischen Gemeinden
dort feiern im Gegenzug Ostern nach der Zeitrechnung der Orthodoxen.
Russland:
Weniger Kirchgänger In der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale hat in der vergangenen
Nacht der Patriarch Alexij II. auf der zentralen Weihnachtsmesse zum orthodoxen Weihnachtsfest
gratuliert. „Ich wünsche Ihnen allen helle und frohe Feiertage, und dass der Stern
von Bethlehem stets ihren Lebensweg erhelle“, sagte Patriarch Alexij II. während der
mehr als vierstündigen Liturgie in der Nacht zum Montag. Insgesamt wohnten dem Gottesdienst
etwa 5.000 Menschen bei, darunter auch zahlreiche hochrangige Politiker wie der Präsidentschaftskandidat
Dmitri Medwedew. Allerdings besuchten in diesem Jahr deutlich weniger Moskauer
die orthodoxen Weihnachtsmessen in der russischen Hauptstadt. Nach Schätzungen der
Sicherheitskräfte kamen lediglich 57.000 Gläubige zur Weihnachtsmesse. In den Vorjahren
waren es bis zu 118.000 Menschen gewesen. Das orthodoxe Weihnachtsfest in Russland
wird in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar gefeiert. Die Weihnachtszeit in Russland
dauert noch bis zum 17. Januar und wird durch das russische Dreikönigsfest abgeschlossen.
Das russisch-orthodoxe Weihnachtsfest existierte zu kommunistischen Zeiten nahezu
im Untergrund. Inzwischen hat Weihnachten, allerdings nicht ohne Verluste an Bräuchen
und Traditionen, wieder einen Ehrenplatz unter den anderen Festen eingenommen, und
der 7. Januar ist ein staatlicher Feiertag. Im alten Russland war keine andere
Jahreszeit so reich an Bräuchen und Riten, wie die „Swjatki“, zwölf Tage der „Heilige
Feiern“ vom 25. Dezember bis zum 5. Januar. Überbleibsel heidnischer Traditionen wie
Wahrsagerei, Maskenfäste und Tänze waren so weit verbreitet, dass die Zarenregierung
es ausdrücklich verbot, die Swjatki in „ketzerischer Manier“ zu feiern. Aberglaube
und Mysterium spielen im zeitgenössischen Russland eine andere Rolle. --- Armenien:
Weihnachten erst am 19. Januar Die Armenisch-Orthodoxen feiern ihr Weihnachtsfest
als letzte christliche Konfession am 19. Januar des Gregorianischen Kalenders. Sie
haben als einzige Kirche sowohl den Julianischen Kalender beibehalten als auch die
frühkirchliche Tradition, nach der die Feiern der Geburt Jesu mit dem Fest Erscheinung
des Herrn zusammenfallen. Ihr Weihnachtsfest liegt deshalb noch einmal zwölf Tage
nach dem der anderen orthodoxen Kirchen im Land. (rv/domradio/afp/reuters 07.01.2008
mg)