2008-01-07 17:44:18

Orthodoxe feiern weltweit Weihnachten


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. entsandte bei seinem Angelusgebet an diesem Sonntag herzliche Glückwünsche aus Rom an die Christen der Ostkirchen. Wörtlich sagte er: „Es ist eine große Freude, die Feier der Glaubensgeheimnisse im vielfältigen Reichtum der Riten zu feiern, die von der 2.000-jährigen Geschichte der Kirche zeugen“.
Während bei uns mit Christbaum und Krippe mitunter bereits der letzte Rest Weihnachtsatmosphäre entsorgt wird, heißt es für Teile der orthodoxen Kirche in diesen Tagen: Frohe Weihnacht. Denn für die Orthodoxen ist erst am 7. Januar Weihnachten.

Hier ein kurzer Überblick

Irak: Getrübte Weihnachtsstimmung
Nicht überall feiern die Orthodoxen in diesen Tagen Weihnachten in Ruhe und Frieden. Zu Beginn des Weihnachtsfestes der orthodoxen Christen griffen Extremisten in Irak am Sonntag sieben Kirchen und Klöster an. Dabei wurden sechs Menschen verletzt. Zwei davon waren als Wächter vor Gotteshäusern postiert. Zudem richteten die Angreifer großen Sachschaden an. Die Sprengsätze detonierten unter anderem vor der Mar-Girgis-Kirche der Chaldäer in Bagdad und vor einem Nonnenkloster in Safranija, einem Viertel im Süden der Hauptstadt. In Mossul explodierten Autobomben vor zwei Kirchen.
Seit dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein im Frühjahr 2003 haben viele Christen den Irak verlassen. Wegen ihres Glaubens und weil sie keinen Stamm haben, der sie verteidigt, sind Christen besonders häufig Opfer islamistischer Terroristen und krimineller Banden.

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Nahost: Tausende bei Festen in Bethlehem
Ein bisschen ruhiger war es im Heiligen Land: Unter tausendfacher Beteiligung von Pilgern aus Osteuropa haben Sonntagnacht die orthodoxen Christen in Bethlehem ihr Weihnachtsfest gefeiert. An der Mitternachtsliturgie in der Geburtsbasilika nahm - wie bereits bei den Weihnachtsfeiern der Katholiken im Dezember - Palästinenserpräsident Mahmud Abbas teil. Seit den frühen Morgenstunden strömten einheimische und ausländische Besucher zum Krippenplatz. In den palästinensischen Gebieten gehören die meisten Gläubigen der christlichen Minderheit einer der verschiedenen orthodoxen Kirchen an.
Begonnen hatten die Feierlichkeiten in Bethlehem am Sonntagvormittag mit dem Einzug der koptischen Kirchenführer in die Geburtsbasilika, gefolgt von den Syrisch-Orthodoxen und der afrikanisch bunten Prozession der Äthiopier. Höhepunkt war mittags der feierliche Einzug des griechisch-orthodoxen Patriarchen, Theophilos III., begleitet von etwa 100 Bischöfen, Priestern und Mönchen. Anschließend begannen die liturgischen Feiern, die ununterbrochen bis in den Montagabend hinein andauerten. Während der Mitternachtsliturgie stieg Abbas gemeinsam mit Theophilos III. in die Grotte hinab, die als Geburtsort Jesu verehrt wird; Mönche und Priester sangen Gebete.
Bei den vier Prozessionen bemerkte der Domradio Korrespondent in Israel, Johannes Zang, noch weitere Gäste:

„Alle vier Prozessionen wurden begleitet von Pfadfindergruppen mit Trommeln und Trompeten, aber auch Dudelsäcken. Viele Menschen in Bethlehem, darunter viele Muslime, haben die Prozessionen willkommen geheißen.“

Die verschiedenen Kirchgemeinschaften innerhalb der orthodoxen Kirche erschwerte auch dieses Jahr die Durchführung von Liturgien in der Geburtskirche.

„Mann muss sich das folgendermaßen vorstellen: Die Mitglieder der verschiedenen orthodoxen Kirchen mit ihren Klerikern und den Laien sind nur wenige Meter voneinander entfernt. Die Gesänge haben sich dabei überschnitten. Es gab überhaupt keine Stille sondern es ging sehr laut zu. Es waren auch mehrere Prozessionen dann innerhalb der Geburtskirche zu sehen. Es war ein farbenfrohes Spektakel mit vielen Gesängen in unterschiedlichen Sprachen.“

Zu Unruhen kam es aber nicht, auch wenn die enge Abfolge der einzelnen Prozessionen und Liturgien zu gewissen Spannungen zwischen einzelnen Konfessionen führte.

„Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass auf der einfachen Ebene der Pfarreien und der Laien das ökumenische Miteinander sehr gut ist. Doch in den oberen Stellen der Hierarchie ist es schwieriger. Ich erlebe es aber wieder, dass viele Christen in den Gottesdiensten der anderen Kirchen gehen, weil Verwandte beispielsweise der anderen Kirchgemeinschaft angehören. Es gibt auch viele Mischehen. Das ist hier auch gar kein Problem, solange die Christen untereinander bleiben.“

Vor knapp zwei Wochen hatte eine Schlägerei zwischen griechisch-orthodoxen und armenischen Mönchen während gemeinsamer Reinigungsarbeiten in der Geburtskirche Schlagzeilen gemacht. Die Katholiken und Lutheraner spielten eine Vermittlerrolle.

„Bei den Prozessionen habe ich sehr viele katholische und auch einige lutheranische Palästinenser gesehen, die auch aus Respekt heraus dem griechisch-orthodoxen oder dem syrisch-orthodoxen Patriarchen die Ehre geben und Respekt zollen.“

Abgesehen von Bethlehem schließen sich im Westjordanland sämtliche orthodoxe Gemeinden alljährlich in einer ökumenischen Geste dem Weihnachtstermin der Katholiken an. Die katholischen Gemeinden dort feiern im Gegenzug Ostern nach der Zeitrechnung der Orthodoxen.

Russland: Weniger Kirchgänger
In der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale hat in der vergangenen Nacht der Patriarch Alexij II. auf der zentralen Weihnachtsmesse zum orthodoxen Weihnachtsfest gratuliert.
„Ich wünsche Ihnen allen helle und frohe Feiertage, und dass der Stern von Bethlehem stets ihren Lebensweg erhelle“, sagte Patriarch Alexij II. während der mehr als vierstündigen Liturgie in der Nacht zum Montag. Insgesamt wohnten dem Gottesdienst etwa 5.000 Menschen bei, darunter auch zahlreiche hochrangige Politiker wie der Präsidentschaftskandidat Dmitri Medwedew.
Allerdings besuchten in diesem Jahr deutlich weniger Moskauer die orthodoxen Weihnachtsmessen in der russischen Hauptstadt. Nach Schätzungen der Sicherheitskräfte kamen lediglich 57.000 Gläubige zur Weihnachtsmesse. In den Vorjahren waren es bis zu 118.000 Menschen gewesen. Das orthodoxe Weihnachtsfest in Russland wird in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar gefeiert. Die Weihnachtszeit in Russland dauert noch bis zum 17. Januar und wird durch das russische Dreikönigsfest abgeschlossen.
Das russisch-orthodoxe Weihnachtsfest existierte zu kommunistischen Zeiten nahezu im Untergrund. Inzwischen hat Weihnachten, allerdings nicht ohne Verluste an Bräuchen und Traditionen, wieder einen Ehrenplatz unter den anderen Festen eingenommen, und der 7. Januar ist ein staatlicher Feiertag.
Im alten Russland war keine andere Jahreszeit so reich an Bräuchen und Riten, wie die „Swjatki“, zwölf Tage der „Heilige Feiern“ vom 25. Dezember bis zum 5. Januar. Überbleibsel heidnischer Traditionen wie Wahrsagerei, Maskenfäste und Tänze waren so weit verbreitet, dass die Zarenregierung es ausdrücklich verbot, die Swjatki in „ketzerischer Manier“ zu feiern. Aberglaube und Mysterium spielen im zeitgenössischen Russland eine andere Rolle.
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Armenien: Weihnachten erst am 19. Januar
Die Armenisch-Orthodoxen feiern ihr Weihnachtsfest als letzte christliche Konfession am 19. Januar des Gregorianischen Kalenders. Sie haben als einzige Kirche sowohl den Julianischen Kalender beibehalten als auch die frühkirchliche Tradition, nach der die Feiern der Geburt Jesu mit dem Fest Erscheinung des Herrn zusammenfallen. Ihr Weihnachtsfest liegt deshalb noch einmal zwölf Tage nach dem der anderen orthodoxen Kirchen im Land.
(rv/domradio/afp/reuters 07.01.2008 mg)








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