In Malaysia ist ein
Streit über den Gottesnamen „Allah“ ausgebrochen. Am Samstag hatte Religionsminister
Abdullah Mohd Zin der katholischen Wochenzeitung „The Herald“ verboten, das Wort „Allah“
zu gebrauchen, wenn damit der christliche Gott gemeint ist. Als Grund wird angegeben,
dass dies Verwirrung unter den Muslimen auslösen könnte. Ist mit „Allah“ ausschließlich
der Gott der Muslime gemeint oder nicht? Wir haben dazu den Islamexperten P. Samir
Khalil Samir SJ in Beirut befragt. Der bestätigt, dass in den letzten zwanzig bis
dreißig Jahren „Allah“ in modernen Koran-Übersetzungen wie ein Eigenwort verwendet
wird. Allerdings:
„Das ist eine sprachwissenschaftliche Absurdität, weil
„Allah“ im Arabischen das allgemeine Wort für Gott ist. Aber auch in historischer
Hinsicht, denn sowohl Juden als auch Christen haben, wenn sie arabisch sprachen, immer
das Wort „Allah verwendet“.
Der Streit ist für Pater Samir ein Symptom
für ein grundsätzliches Problem in Malaysia
„Das Land kennt eigentlich die
Trennung von Staat und Kirche. So ist der Präsident ein muslimischer Laie. Gleichzeitig
gibt es eine Art „doppelte Rechtsprechung“. Es gibt eine laizistische Verfassung und
es gilt die Scharia, und die kann in einen Widerspruch zur Verfassung treten.“
Der
Jesuit regt an, in dieser Frage eine Grundhaltung des Dialogs einzunehmen:
„Wir
können sagen: Wir beide beten wir denselben Gott an, aber wir verbinden damit unterschiedliche
Inhalte. Und das war bereits die Antwort eine christlichen arabischen Philosophen
des 9. Jahrhundert – des großen Philosophen Abu Rayta Ibn Hudhayfa at-Takrîti
aus Bagdad - , der Muslimen, die ihn wegen der Dreifaltigkeit fragten, ob das derselbe
Gott sei wie der ihre, sagte: Natürlich, es gibt nur einen Gott, wir glauben alle
an den einen Gott. Wie groß ist allerdings der Unterschied – sagt dieser christliche
arabische Philosoph – zwischen eurem und unserem Gottesverständnis. Das ist die entscheidende
theologische Frage.“
Dahinter steckt für den Islamwissenschaftler das Problem
der Hermeneutik, also der Frage, wie mit Heiligen Texten umzugehen ist.
„Es
ist schwierig mit den Muslimen einen Dialog zu führen zum einen, weil viele nicht
gewohnt sind, den Korantext zu interpretieren, sondern jedes Wort hat gleichermaßen
absolute Autorität. Und ein anders wohlbekanntes Problem ist: Man weiß nie, mit wem
man den Dialog führen muss. Seitdem es den Kalifen nicht mehr gibt, der in gewisser
Weise eine verbindliche Instanz darstellte, haben die Moslems keine letzte Autorität.
Und das ist eine der Gründe für die Schwierigkeiten, weiterzukommen.“