2008-01-07 13:57:03

Malaysia: Streit über den Gottesnamen "Allah"


RealAudioMP3 In Malaysia ist ein Streit über den Gottesnamen „Allah“ ausgebrochen. Am Samstag hatte Religionsminister Abdullah Mohd Zin der katholischen Wochenzeitung „The Herald“ verboten, das Wort „Allah“ zu gebrauchen, wenn damit der christliche Gott gemeint ist. Als Grund wird angegeben, dass dies Verwirrung unter den Muslimen auslösen könnte. Ist mit „Allah“ ausschließlich der Gott der Muslime gemeint oder nicht? Wir haben dazu den Islamexperten P. Samir Khalil Samir SJ in Beirut befragt. Der bestätigt, dass in den letzten zwanzig bis dreißig Jahren „Allah“ in modernen Koran-Übersetzungen wie ein Eigenwort verwendet wird. Allerdings:

„Das ist eine sprachwissenschaftliche Absurdität, weil „Allah“ im Arabischen das allgemeine Wort für Gott ist. Aber auch in historischer Hinsicht, denn sowohl Juden als auch Christen haben, wenn sie arabisch sprachen, immer das Wort „Allah verwendet“.

Der Streit ist für Pater Samir ein Symptom für ein grundsätzliches Problem in Malaysia

„Das Land kennt eigentlich die Trennung von Staat und Kirche. So ist der Präsident ein muslimischer Laie. Gleichzeitig gibt es eine Art „doppelte Rechtsprechung“. Es gibt eine laizistische Verfassung und es gilt die Scharia, und die kann in einen Widerspruch zur Verfassung treten.“

Der Jesuit regt an, in dieser Frage eine Grundhaltung des Dialogs einzunehmen:

„Wir können sagen: Wir beide beten wir denselben Gott an, aber wir verbinden damit unterschiedliche Inhalte. Und das war bereits die Antwort eine christlichen arabischen Philosophen des 9. Jahrhundert – des großen Philosophen Abu Rayta Ibn Hudhayfa at-Takrîti aus Bagdad - , der Muslimen, die ihn wegen der Dreifaltigkeit fragten, ob das derselbe Gott sei wie der ihre, sagte: Natürlich, es gibt nur einen Gott, wir glauben alle an den einen Gott. Wie groß ist allerdings der Unterschied – sagt dieser christliche arabische Philosoph – zwischen eurem und unserem Gottesverständnis. Das ist die entscheidende theologische Frage.“

Dahinter steckt für den Islamwissenschaftler das Problem der Hermeneutik, also der Frage, wie mit Heiligen Texten umzugehen ist.

Es ist schwierig mit den Muslimen einen Dialog zu führen zum einen, weil viele nicht gewohnt sind, den Korantext zu interpretieren, sondern jedes Wort hat gleichermaßen absolute Autorität. Und ein anders wohlbekanntes Problem ist: Man weiß nie, mit wem man den Dialog führen muss. Seitdem es den Kalifen nicht mehr gibt, der in gewisser Weise eine verbindliche Instanz darstellte, haben die Moslems keine letzte Autorität. Und das ist eine der Gründe für die Schwierigkeiten, weiterzukommen.“

 
(rv 07.01.2008 mc)









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