2008-01-06 15:15:53

D: Eugen Biser feiert 90. Geburtstag


RealAudioMP3 Eugen Biser vollendet heute am 6. Januar sein 90. Lebensjahr. Der gebürtige Badener zählt zu den bedeutendsten katholischen Theologen in Deutschland und ist nach wie vor publizistisch tätig. In wenigen Wochen erscheint das fünfte Jesus-Buch des Priesters aus dem Erzbistum Freiburg.
Immer wieder setzte Biser sich mit der Frage auseinander, woher die aktuelle Glaubenskrise herrührt. Hören Sie Aufnahmen aus unserem Archiv, einer Radioakadamie aus dem Jahre 1997. Zur aktuellen Identitätskrise des Christentums sagt Biser:

„Die Symptome sind alles andere als harmlos. Sie betreffen, um beim schwersten einzusetzen, die Verunklärung des Gottesbildes, die es sogar dahin brachte, dass einen radikaler Feminismus dahin brachte, den Vatergott Jesu gegen eine Muttergottheit altheidnischer Provenienz auszutauschen sucht. Kaum weniger erschreckend ist aber auch die verbreitete Tendenz, die Auferstehung Jesu aus ihrer zentralen Position zu verdrängen und alles Gewicht auf sein irdisches Leben zu legen.“

Das Resümée ist schonungslos.

„In schmerzlicher Betroffenheit nimmt der gläubige Christ die angesprochene Identitätsnot wahr weil er sie gerade dort entdeckt, wo er festen Halt und verlässliche Orientierung zu finden hoffte und wo ihn statt dessen ein Spiegelbild seiner eigenen Ratlosigkeit entgegentritt.“

Wichtig sei daher die Orientierung an der Mitte des Glaubens: Jesus Christus. Für Biser ist Jesus der „größte Revolutionär der Religionsgeschichte“. Dessen Großtat habe darin bestanden, dass er „den Schatten des Angst- und Schreckenerregenden aus dem Gottesbild der Menschheit tilgte und das Antlitz des bedingungslos liebenden Vaters enthüllte“ und so den Menschen von der Angst befreit.
In unserer Radioakademie verdeutlichte Biser dies am johanneischen Jesus, der auf die Frage, warum er sich nur in Jüngerkreisen, nicht aber öffentlich vor aller Welt mitteile, antwortet: „Wer mich liebt, wird mein Wort festhalten und mein Vater wird ihn lieben; und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen“.

„Sie in mir und ich in ihnen, so hatte es Jesus in seinem Abschiedsgebet zum Ausdruck gebracht. Knapper und klarer hätte er die Mitte des Christentums gewiss nicht umschreiben können. Wir in ihm, das ist die Geborgenheit, die wir außerhalb von Christentum und Kirche so vergeblich suchen. Er in uns: Das ist der Lebensinhalt, der uns beglückt, bestärkt und erfüllt. Diese Mitte muss neu entdeckt und zum Leuchten gebracht werden. Dann braucht man sich um die Zukunft von Christentum und Kirche sich nicht mehr zu fürchten.“

Biser war von 1974 bis 1986 Inhaber des Romano Guardini-Lehrstuhls für Christliche Weltanschauung und Religionsphilosophie an der Universität München. 1987 gründete er an der Hochschule das Seniorenstudium und hielt noch bis 2007 regelmäßig Vorlesungen. Ende 2002 wurde eine Eugen-Biser-Stiftung gegründet, um sein Werk fortzuführen. Ein Schwerpunkt ist der Dialog zwischen christlichen und islamischen Theologen. Für sein Werk erhielt Biser zahlreiche Auszeichnungen.
Sein Geburtstag wird am 12. Januar in München mit einem Festakt gefeiert. Hauptredner ist Altbundeskanzler Helmut Kohl.
(rv 06.01.2008 mc)

RealAudioMP3 Hören Sie hier die gesamzt Radioakadmie zur Glaubenskrise der Gegenwart aus dem Jahre 1997.








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