Neapels Kardinal Crescenzio
Sepe hat die akute Müllkrise in der Region Kampanien als Umwelt- und Sozialkatastrophe
ersten Ranges bezeichnet. In Neapel war es im Streit um die Entsorgung von tausenden
Tonnen Müll zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Aus Protest gegen die Wiedereröffnung
einer Deponie in ihrem Viertel zündeten wütende Demonstranten am Freitag vier Busse
an. Kardinal Sepe:
„Leider handelt es sich bei der Abfallregelung um ein
Problem, das schon seit Jahren existiert und sich weiter verschlechtert hat. Die heutigen
Proteste sind hochgefährlich, denn die Leute verbrennen eigenhändig den Müll auf den
Strassen. Das ist für sie selber und ihre Mitmenschen gefährlich und giftig. Aber
die Neapolitaner sehen keinen anderen Ausweg. Die Kirche versucht – soweit wie möglich
– zu helfen. Es gibt zahlreiche Freiwillige von kirchlichen Organisationen oder Priester
in den Pfarreien, die den Leuten behilflich sind. Die Kirche steht daher allen Institutionen
zur Verfügung, um das Problem zu lösen.“
Die Deponien sind chronisch überlastet,
außerdem wurden von der örtlichen Mafia betriebene Müllhalden geschlossen. Das Geschäft
mit der Müllentsorgung ist nach Ansicht von Experten nach dem Drogenschmuggel die
wichtigste Einnahmequelle der Camorra. Mit den bislang bereitgestellten staatlichen
Mitteln von rund zwei Milliarden Euro hätte man theoretisch 15 Müllverbrennungsanlagen
bauen können, sagen Experten. Kardinal Sepe:
„Doch wir müssen jetzt eine
andere Lösung finden. Daran müssen sich alle beteiligen, denn Neapel kann es schaffen.
Jeder muss hundertprozentig hinter der Problemlösung stehen und Verantwortung übernehmen.“