2008-01-03 10:26:37

Vatikan: Dialogjahr 2008


RealAudioMP3 2008 – das ist auch das Europäische Jahr des Interkulturellen Dialogs. Hintergrund: Europa ist das Test-Labor, inwieweit sich eine Religion (oder Kultur) wie der Islam mit der Lebensweise in einer aufgeklärt-westlichen Gesellschaft vereinbaren lässt. Im Vatikan steckt man im Moment hinter den Kulissen viel Energie in das Gespräch mit dem Islam, weiß und berichtet Stefan Kempis.

Erst, nach der Regensburger Rede des Papstes, der Stillstand; 2005 war das. Dann im letzten Herbst der Brief islamischer Gelehrter an christliche Kirchenführer, und seitdem hat das Gespräch zwischen Christentum und Islam eine unerwartete Dynamik erfahren. Der saudische König, Hüter der Heiligen Stätten des Islams, war beim Papst, und irgendwann im Jahr 2008 soll eine Delegation der Islam-Gelehrten im Vatikan mit Papst Benedikt sprechen – mit der Rückendeckung durch den saudischen König, wie Medien kolportieren. Soviel Bewegung war selten im Gespräch der Religionen.

„Der Papst hat alle zum Mut aufgerufen, sich der Vernunft zu öffnen“, sagt Kardinal Jean-Louis Tauran, Vatikan-Verantwortlicher fürs Interreligiöse. „Er hat in seiner Regensburger Vorlesung daran erinnert, dass es der Natur Gottes widerspricht, gegen die Vernunft zu handeln. Das ist die Grundlage, auf der wir im interreligiösen Dialog den Geist des Göttlichen aufspüren müssen.“

Regensburg – die Papst-Rede ist längst vom Stein des Anstoßes zum neuen Anstoß im interreligiösen und darüber hinaus im interkulturellen Dialog geworden. Im Vatikan ist man einverstanden damit, dass die Politiker bei der Ausrufung des Europäischen Jahres des interkulturellen Dialogs das Thema so weit gefasst... und nicht nur auf den religiösen Aspekt verengt hat. So jedenfalls Erzbischof Gianfranco Ravasi, neuer Leiter des Päpstlichen Kulturrats:

„Wenn man von Religion spricht, muss man das Thema Kultur mitdenken. Genau genommen muss man sogar zu einem neuen Kulturbegriff finden, der eng mit dem Religiösen zusammenhängt: Kultur in diesem Sinn verstanden als Nachdenken über den Menschen. So wird das Religiöse zu einer allumfassenden Präsenz, die eng mit allen kulturellen Fragen verflochten ist, vor allem mit der Frage nach dem Weg des Menschen durch sein persönliches Leben und, allgemeiner gesagt, durch die Zeit...“

Die Kirche habe, so Ravasi weiter, in Sachen interkultureller Dialog eine lange Erfahrung.

„Sie kann also viel einbringen in dieses Jahr, das der europäische Ministerrat in Straßburg beschlossen hat.Der Glaube spricht von der Größe des Menschen - von einem Humanismus, der die Kultur nicht zerstört, sondern sie vielmehr bereichert.“

(rv 03.01.2008 gs)







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