Bis zu 250 Menschen
sind seit der Wahl in Kenia ums Leben gekommen, 75.000 befinden sich auf der Flucht. In
der Nähe der westlichen Stadt Eldoret wurde nach Angaben von Behörden und Rotem Kreuz
eine evangelische Kirche in Brand gesteckt, in der hunderte Menschen Zuflucht gesucht
hatten; rund 50 von ihnen verbrannten bei lebendigem Leib. In der Hauptstadt Nairobi
erreichten wir den deutschen Steyler-Missionar Karl Schaarschmidt, der seit 1985 in
Kenia lebt.
„Die Steyler-Mission hat in der Nähe von Eldoret ebenfalls
eine Pfarrei mit einer Kirche. Rund 10.000 Gläubige sind nun dorthin geflüchtet. Der
Konflikt ist aber kein kirchliches Problem. Es ist ein Problem zwischen den Kikuyus
und den Luos.“
In diese beiden Gruppen ordnen sich die politischen Haupt-Widersacher
ein: Präsident Kibaki entstammt dem Kikuyu-Volk, während der Oppositionspolitiker
Raila Odinga der Minderheitsgruppe Luo angehört. Für Schaarschmidt befindet sich Kenia
mit diesen gewalttätigen Auseinandersetzungen auf des Messers Schneide. Die Kirche
tut, was sie kann.
„Wenn jetzt Kenia fällt, dann wäre das ein hoffnungsloser
Fall für Afrika. So versucht man von der Kirche her, den Frieden zu fördern. Gleichzeitig
versucht die Kirche die beiden Parteien zusammenzubringen, damit sich Gespräche entwickeln
können. Das ist der einzige Weg, der zum Frieden und zur Ruhe führen kann. Man versuchte
von außen her zu vermitteln. Das haben die Vereinten Nationen versucht und auch beispielsweise
der ehemalige Präsident von Sierra Leone. Er ist nun hier in Kenia und trifft sich
mit den Vertretern verschiedener Parteien, um für den Frieden zu verhandeln.“
Die
Wahlkommission hatte den amtierenden Präsidenten Kibaki am Sonntagabend mit 230.000
Stimmen Vorsprung vor Oppositionsführer Raila Odinga zum Wahlsieger erklärt. Bis dahin
war – nach Auszählung der Stimmen in 90 Prozent der Wahlkreise - Odinga noch in Führung
gelegen. Seine Partei plant für diesen Donnerstag einen großen Protestmarsch in Nairobi.
In der aufgeheizten Stimmung könnte diese Demonstration Anlass zu weiteren Gewaltaktionen
sein, warnt Schaarschmidt.
„Wenn diese Kundgebung durchgedrückt wird und
die Polizei dies zu verhindern versucht, dann kann das verschiedene Szenarien anbahnen.
Am Donnerstag wird es auf jeden Fall eine Entscheidung geben, und wir werden dann
sehen, ob es schlimmer oder besser wird.“