2007-12-25 12:32:25

Weihnachtsbotschaft des Papstes


Weihnachten ist ein „Tag des Friedens“. Das betonte Benedikt XVI. bei seiner diesjährigen Weihnachtsansprache im Vatikan. Die Gedanken des Papstes gelten daher allen Menschen, die unter Unrecht und Gewalt leiden und „gehen vor allem dorthin, wo das Donnern der Waffen dröhnt“.

Lesen Sie hier die dritte Weihnachtsbotschaft Benedikts im Wortlaut:

„Aufgeleuchtet ist uns aufs neue der Tag der Erlösung: Ein großes Licht ist heute auf Erden erschienen. Kommt, ihr Völker, und betet an den Herrn, unseren Gott.“

Liebe Brüder und Schwestern! „Aufgeleuchtet ist uns aufs neue der Tag der Erlösung.“ Ein Tag großer Hoffnung: Heute ist der Retter der Menschheit geboren! Die Geburt eines Kindes bringt normalerweise ein Licht der Hoffnung allen, die es bange erwarten. Als Jesus in der Grotte von Bethlehem geboren wurde, erschien ein „großes Licht“ auf der Erde; eine große Hoffnung trat in das Herz all jener ein, die ihn erwarteten: „lux magna“ singt die Liturgie am heutigen Weihnachtstag. Dieses Licht war gewiß nicht „groß“ nach der Art und Weise dieser Welt, denn anfangs sahen es nur Maria, Josef und einige Hirten, dann die Sterndeuter, der alte Simeon, die Prophetin Hanna: diejenigen, die Gott auserwählt hatte. Und doch ist in der Verborgenheit und Stille jener heiligen Nacht einem jeden Menschen ein strahlendes und unvergängliches Licht aufgeleuchtet; die große Hoffnung, die Glück mit sich bringt, ist in die Welt gekommen: „Das Wort ist Fleisch geworden … und wir haben seine Herrlichkeit gesehen“ (Joh 1, 14).

„Gott ist Licht“ – sagt der heilige Johannes – „und keine Finsternis ist in ihm“ (1 Joh 1, 5). Im Buch Genesis lesen wir, daß, als das Universum seinen Anfang nahm, „die Erde wüst und wirr war und Finsternis über der Urflut lag“. „Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht“ (Gen 1, 2.3). Das schöpferische Wort Gottes – Dabar auf Hebräisch, Verbum auf Latein, Logos auf Griechisch – ist Licht, Quelle des Lebens. Alles ist durch den Logos geworden und ohne Ihn wurde nichts, was geworden ist (vgl. Joh 1, 3). Das ist der Grund, warum alle Geschöpfe grundsätzlich gut sind und Gottes Spur in sich tragen, einen Funken seines Lichts. Dennoch, als Jesus aus der Jungfrau Maria geboren wurde, ist das Licht selbst in die Welt gekommen: „Gott von Gott, Licht vom Licht“ bekennen wir im Credo. In Jesus hat Gott angenommen, was er nicht war, während er blieb, was er war: „Die Allmacht trat in einen Kindesleib ein und entzog sich nicht der Leitung des Weltalls“ (vgl. Augustinus, Sermo 184, 1 über Weihnachten). Er wurde Mensch, der der Schöpfer des Menschen ist, um der Welt den Frieden zu bringen. Daher singen in der Nacht von Weihnachten die Scharen der Engel: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade“ (Lk 2, 14).

„Ein großes Licht ist heute auf Erden erschienen.“ Das Licht Christi bringt Frieden. Die Liturgie der Messe in der Heiligen Nacht wurde mit genau diesem Gesang eröffnet: „Heute ist der wahre Friede vom Himmel herabgestiegen“ (Eröffnungsvers). Mehr noch, nur das „große“ Licht, das in Christus erschienen ist, kann den Menschen den „wahren“ Frieden schenken: Das ist der Grund, warum jede Generation gerufen ist, es aufzunehmen, den Gott aufzunehmen, der in Bethlehem einer von uns wurde.

Das ist Weihnachten! Ein historisches Ereignis und ein Geheimnis der Liebe, das sich seit über zweitausend Jahren an die Männer und Frauen aller Zeiten und aller Orte richtet. Es ist der heilige Tag, an dem das „große Licht“ Christi, das Frieden bringt, erstrahlt! Sicher, um es zu erkennen, um es aufzunehmen, braucht es Glaube, braucht es Demut: die Demut Marias, die dem Wort des Herrn geglaubt hat und als erste, über die Krippe gebeugt, die Frucht ihres Leibes anbetete; die Demut Josefs, des gerechten Mannes, der Glaubensmut hatte und es vorzog, Gott mehr zu gehorchen als das eigene Ansehen zu wahren; die Demut der Hirten, der armen und namenslosen Hirten, die die Nachricht des himmlischen Boten aufnahmen und eilends zur Grotte gelangten, wo sie das neugeborene Kind fanden und es voll Staunen anbeteten und Gott priesen (vgl. Lk 2, 15-20). Die Kleinen, die Armen im Geiste: sie sind die Hauptfiguren von Weihnachten, gestern wie heute; sie sind immer die Hauptfiguren der Geschichte Gottes, die unermüdlichen Arbeiter seines Reiches der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens.

In der Stille der Nacht von Bethlehem wurde Jesus geboren und von fürsorglichen Händen aufgenommen. Und heute, an diesem unseren Weihnachten, an dem die frohe Nachricht seiner erlösenden Geburt weiter erklingt, wer ist bereit, ihm die Tür des Herzens zu öffnen? Männer und Frauen unserer Zeit, auch zu uns kommt Christus, um das Licht zu bringen, auch zu uns kommt er, um den Frieden zu schenken! Wer aber wacht in der Nacht des Zweifels und der Unsicherheit mit einem wachen und betenden Herzen? Wer erwartet die Morgenröte des neuen Tages mit der brennenden Flamme des Glaubens? Wer hat Zeit, um sein Wort zu hören und sich von der Anziehungskraft seiner Liebe umfangen zu lassen? Ja! Allen gilt seine Friedensbotschaft; zu allen kommt er, um sich selbst als sichere Hoffnung auf Heil anzubieten.

Möge das Licht Christi, das kommt, um jeden Menschen zu erleuchten, endlich erstrahlen, und möge es Trost sein besonders für alle, die sich in der Finsternis des Elends, der Ungerechtigkeit, des Krieges befinden; möge es Trost sein für diejenigen, die sich in ihrem berechtigten Streben nach einem sicheren Auskommen, nach Gesundheit, Bildung, nach einer festen Beschäftigung immer noch verneint sehen, in ihrem Streben nach einer volleren Teilnahme an der bürgerlichen und politischen Verantwortung – jenseits aller Unterdrückung und geschützt vor Bedingungen, die die menschliche Würde beleidigen. Opfer blutiger bewaffneter Konflikte, des Terrorismus und jeder Art von Gewalt, die ganzen Völkern unerhörte Leiden zufügen, sind insbesondere die schwächeren Personengruppen, die Kinder, die Frauen, die Betagten. Gleichzeitig verhärten ethnische, religiöse und politische Spannungen, Instabilität, Rivalitäten, Gegensätze, Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen, die das innere Gefüge vieler Länder zerreißen, die internationalen Beziehungen. Und in der Welt nimmt die Zahl der Migranten, der Flüchtlinge, der Vertriebenen auch wegen der häufigen Naturkatastrophen, die oft Auswirkung besorgniserregender Umweltschäden sind, ständig zu.

An diesem Tag des Friedens gehen die Gedanken vor allem dorthin, wo das Donnern der Waffen dröhnt: zu den gequälten Gebieten in Darfur, Somalia und im Norden der Demokratischen Republik Kongo, an die Grenzen von Eritrea und Äthiopien, in den ganzen Nahen Osten, insbesondere in den Irak, in den Iran, in den Libanon und in das Heilige Land, nach Afghanistan, Pakistan und Sri Lanka, in die Balkanregion und zu vielen anderen, leider oft vergessenen Krisensituationen. Möge das Jesuskind denen Erleichterungen bringen, die sich in der Prüfung befinden, und möge es den Regierungsverantwortlichen Weisheit und Mut einflößen, um menschliche, gerechte und dauerhafte Lösungen zu suchen und zu finden. Auf den Durst nach Sinn und Wert, den die Welt heute verspürt, auf die Suche nach Wohlergehen und Frieden, die das Leben der ganzen Menschheit kennzeichnet, auf die Erwartungen der Armen antwortet Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, mit seiner Geburt an Weihnachten. Die einzelnen und die Nationen sollen sich nicht fürchten, Ihn anzuerkennen und Ihn aufzunehmen: Mit Ihm erhellt „ein großes Licht“ den Horizont der Menschheit; mit Ihm beginnt „ein heiliger Tag“, der keinen Untergang kennt. Dieses Weihnachten möge wirklich für alle ein Tag der Freude, der Hoffnung und des Friedens sein!

„Kommt, ihr Völker, und betet an den Herrn, unseren Gott.“ Mit Maria, Josef und den Hirten, mit den Sterndeutern und der unzähligen Schar der demütigen Anbeter des neugeborenen Kindes, die im Laufe der Jahrhunderte das Geheimnis von Weihnachten aufgenommen haben, lassen auch wir, Brüder und Schwestern auf allen Kontinenten, es zu, daß das Licht dieses Tages sich überall verbreite: Es möge in unsere Herzen eintreten, unsere Häuser erhellen und erwärmen, Ruhe und Hoffnung in unsere Städte bringen, der Welt den Frieden geben. Dies ist mein Wunsch für euch, die ihr mich hört. Ein Wunsch, der zu einem demütigen und vertrauensvollen Gebet zum Jesuskind wird, damit sein Licht alle Finsternis aus eurem Leben vertreibe und euch mit Liebe und Frieden erfülle. Der Herr, der in Christus sein Antlitz der Barmherzigkeit hat aufleuchten lassen, erfülle euch mit seiner Glückseligkeit und mache euch zu Boten seiner Güte. Gesegnete Weihnachten!

(rv 25.12.2007 bp)







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