Seit 1982 steht sie
jedes Jahr auf dem Petersplatz: die überdimensionale Krippenlandschaft rund um den
Obelisken. Wochenlang wird hinter einem Sichtschutz daran gebaut, erst am Nachmittag
des Heiligen Abend kommt der Papst herunter, um sie einzuweihen. Ein Geheimnis hat
der Technische Dienst des Governatorats, verantwortlich für den Bau, in diesem Jahr
schon gelüftet: Nicht ein Stall bei Bethlehem ist zu sehen, sondern eine Werkstatt
in Nazareth. Mehr erfuhr Birgit Pottler von Kardinal Giovanni Lajolo, Präsident
im Governatorat: „Die Krippen wollen das Geheimnis der Menschwerdung darstellen
- in einem charakteristischen sozialen Umfeld. Die Krippe auf dem Petersplatz ist
dieses Jahr von den Malern der Renaissance inspiriert und besteht aus einem großen,
halbverfallenen Bau. In der Apostelgeschichte, beim Apostelkonzil, wendet der Apostel
Jakobus auf Jesus einen Satz des Propheten Amos an, der sagt: Der Messias wird „die
zerfallene Hütte Davids wieder aufrichten“. Deshalb also dieses halbverfallene Haus
mit Anklängen an die Renaissance. Noch eine weitere Stelle aus dem Matthäusevangelium
lieferte den Anstoß zur „ungewöhnlichen“ Krippenlandschaft: „Als Josef erwachte, tat
er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Er erkannte
sie aber nicht, bis sie ihren Sohn gebar. Und er gab ihm den Namen Jesus“ (Mt1,24-25). „Eine
weitere Besonderheit in diesem Jahr: Wir können einige lebensgroße Hirtenfiguren aus
dem Trentino sehen, und die Engel des mexikanischen Künstlers Agustin Parra geben
dem der vatikanischen Krippe eine internationale Note.“ Beklagen Kirchenkreise
nicht gerade in Ländern mit christlicher Tradition immer mehr eine Abkehr von den
Weihnachtssymbolen? „Dazu wäre viel zu sagen, aus religiöser, kultureller und
sozialer Sicht. Was mir aber besonders am Herzen liegt: Man versteht den Geist dieser
tiefen Menschlichkeit nicht, mit alle ihren Werten, die auch in der Krippe zu Tage
kommen. So wie man ja auch den Sinn des Kreuzes nicht mehr versteht - das ist keine
Forderung, sondern Ausdruck größter Toleranz, Symbol für Vergebung und die Liebe Gottes
zum Menschen.“ Was heißt dann für Sie „authentisch“ Weihnachten feiern? „Zunächst
ist die Teilnahme an den Liturgien eine wunderbare Schule des Glaubens und der Menschlichkeit.
Aber man sollte sich auch dieses innere Klima von Weihnachten nicht kaputt machen
lassen durch den Überfluss an sozialen Verpflichtungen und gastronomischen Ausschweifungen.
Davon wird man am Ende nur einsam und bitter. Besser ist es schon, ein gutes Buch
in die Hand zu nehmen, das uns innerlich bereichert.“ Ihr Weihnachtswunsch,
Erzbischof Lajolo? „Dass Maria und Joseph, die uns das Kind in der Krippe zeigen,
in den jungen Familien die Freude erwecken, sich der Liebe der Kinder zu öffnen; und
dass die Alten, Kranken und Armen nicht alleine gelassen werden. Jesus ist der ,Gott
mit uns’. Das müssen wir den spüren lassen, der die Nähe ganz besonders braucht, sei
es körperlich oder seelisch.“ (rv 21.12.2007 bp)