Über die Zukunft Europas
und die Rolle der Kirche in der Welt haben sich an diesem Donnerstag Frankreichs
Präsident Nicolas Sarkozy und Papst Benedikt XVI. im Vatikan ausgetauscht. Das Treffen
fand in herzlicher Atmosphäre statt, teilte der Pressesaal des Heiligen Stuhles nach
der Audienz mit, die am Vormittag hinter verschlossenen Türen in der Bibliothek des
Apostolischen Palastes stattfand.
Sarkozy und Papst Benedikt haben die guten
bestehenden Beziehungen zwischen katholischer Kirche und französischer Republik gewürdigt,
sowie über die internationale Lage gesprochen. Dabei ging es laut Vatikan-Mitteilung
nicht nur um die Zukunft Europas, sondern auch um die Konflikte im Nahen Osten, die
sozialen und politischen Probleme einiger afrikanischer Staaten sowie um „Geiseldramen“.
Ob Sarkozy und der Papst auch über Benedikts Lourdes-Reise 2008 sprachen, gab der
Vatikan nicht bekannt. Der französische Staatschef tauschte sich, wie bei Präsidentenbesuchen
im Vatikan üblich, auch mit Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und „Außenminister“
Dominique Mamberti aus. Die Reise des Staatsoberhaupts nach Rom gilt im laizistischen
Frankreich als „extrem wichtig“. Ein Sprecher Sarkozys sagte im Vorfeld des Besuches,
der Präsident nehme das Treffen zum Anlass, „seinen Respekt und seine Verbundenheit“
mit dem Heiligen Stuhl zum Ausdruck zu bringen. Der Staatspräsident vertritt u.a.
in seinem 2004 veröffentlichten Buch „Die Republik, die Religionen und die Hoffnung“
eine „positive Laizität“ im Gegensatz zu einer „aggressiven und sektiererischen Laizität“.
Frankreich praktiziert die strenge Trennung von Staat und Kirche seit 1905. Am
Nachmittag wird Sarkozy in der Lateranbasilika den Titel des Ehrenkanonikus annehmen.
Damit knüpft er an eine seit 1604 bestehende Tradition an. Nur in der schlimmsten
Phase des Kirchenkampfes zwischen 1905 und 1921 wurde die Tradition unterbrochen.
Seit de Gaulle haben alle französischen Staatspräsidenten den Titel des Ehrenkanonikus
der Lateranbasilika angenommen, doch nur Valery Giscard d`Estaing und Francois Chirac
kamen zu einer Zeremonie. Im Fall des zweifach geschiedenen Sarkozy findet keine Eucharistiefeier,
sondern lediglich ein Wortgottesdienst statt. (rv / faz 20.12.2007 gs)