Kalabriens Kirche
wehrt sich gegen die Untätigkeit der Politiker. Im Kampf gegen die organisierte Kriminalität
müsse der Staat endlich aktiv werden; das Volk fühle sich mit der 'Ndrangheta, der
kalabresischen Mafia, allein gelassen, beklagte jetzt Bischof Domenico Tarcisio Cortese.
Vor Journalisten sagte der Altbischof von Mileto-Nicotera-Tropea: „Der größte aller
Räuber in Kalabrien ist der Staat. Zu allererst muss der Staat sich um diese Region
kümmern, denn das hat er bislang nicht getan – zumindest nicht in dem Maß, wie man
sich um einen kranken Organismus kümmern muss.” Die 'Ndrangheta steckt auch
hinter den sechs Morden in Duisburg vom vergangenen August. In der Nacht zum Dienstag
nahm die Polizei in Deutschland und Italien jetzt weitere fünf Personen fest. Für
den italienischen Staat sei der Mafiaableger „demütigend und tödlich”, so Cortese: „Die
haben eine Organisation: hart, kampfbereit. Wir setzen lediglich Desorganisation dagegen:
Wenn ein Richter uns Kalabresen sagt, die 'Ndrangheta ist die größte kriminelle Organisation
der Welt, ja – richtig gehört – der Welt, sie kontrolliert 34 Millionen Euro… Wenn
Ihr das wisst, wie ist das dann möglich? Oder die Autobahn Salerno - Reggio Calabria
soll in ihren Händen sein… dann ist doch alles faul.” Zum Kampf gegen die Mafia
müssten alle Gruppen zusammenarbeiten, von der Familie, über die Schule und die Kirche
bis zur Politik, so Cortese. „Mafiöse Mentalität” müsse aus den Köpfen der nachwachsenden
Generationen verschwinden. Die Kirche sei sehr engagiert, könne aber nicht alle Probleme
lösen. Die Caritas in Süditalien hat jetzt ein Handbuch veröffentlicht: „Calabria:
È cosa nostra.” lautet der Titel, „Cosa Nostra” auch ein anderer Beiname der Mafia.
Das Buch ist Leitfaden zur Pastoral und Gewissensbildung. (or/sir/rai 18.12.2007
bp)