Präsident Pervez Musharraf
hat am Wochenende den Ausnahmezustand nach anderthalb Monaten wieder aufgehoben. Manche
Restriktionen für die Medien und die Justiz bleiben aber noch in Kraft. Die Kirche
ist misstrauisch, der Bischof von Islamabad, Anthony Theodore Lobo, meint im Interview
mit uns: „in Ausnahmezustand setzt Menschenrechte außer Kraft, und darum ist
seine Aufhebung nur zu begrüßen, denn dadurch gibt es auf jeden Fall wieder ein Mehr
an Menschenrechten. Andererseits ist aber auch die pakistanische Verfassung in sechs
Punkten geändert worden - da wird also praktisch mit einer Hand gegeben und mit der
anderen wieder genommen! Eigentlich kann die Verfassung nämlich nur durch große Mehrheit
im Parlament geändert werden und nicht von einem einzelnen Mann. Er behauptet, dass
das Oberste Gericht ihm diese Macht gegeben habe, und übt diese Macht einfach aus.“ Der
wirkliche Test steht der pakistanischen Demokratie noch bevor, glaubt der Bischof:
Im Januar finden Parlamentswahlen statt. „Ichhalte es gar nicht für
sicher, ob die Partei, die Musharraf unterstützt, gegen die großen Oppositionsparteien
von Nawaz Sharif und Benazir Buttho gewinnen kann. Angeblich hat es darum schon geheime
Vorbereitungen für Wahlfälschungen gegeben - mir müssen also abwarten." Derweil
wird aus Islamabad gemeldet, dass die Polizei dort erneut gegen eine Demonstration
von Anwälten vorgegangen ist - mit Schlagstöcken und Tränengas.