2007-12-17 17:39:19

Debatte um Kosovo in Politik und Kirche


RealAudioMP3 Die Debatte um den Kosovo dauert an: Russland warnt vor einer „unkontrollierbaren Krise“, Kirchenvertreter rufen zum Schutz der serbischen Minderheit und werben um Verständnis für die Unabhängigkeitsbestrebungen der Albaner.


Die USA und die Mehrheit der EU-Staaten drängen auf die Eigenständigkeit des Kosovo. Das sei verständlich, sagt der langjährige deutsche Europa-Bischof Josef Homeyer. Doch - gerade erst von einem Besuch im Kosovo zurückgekommen - gibt er auch zu Bedenken: „Einerseits verständlich, dass Serbien das für seine Identität so ungemein bedeutsame Kosovo nicht aufgeben will; andererseits muss man aber sehen, dass die Bevölkerungsmehrheit der muslimischen Albaner im Kosovo sich aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit den Serben von Serbien bedroht fühlt und auf Unabhängigkeit drängt, ja besteht.“
Für Don Matteo di Fiore, Leiter des Salesianerwerks in Pristina und im Kosovo, gibt es keinen Zweifel: Das Volk will die Unabhängigkeit. „Die Lage hier ist schon seit Jahren gespannt, vor allem, weil das Volk nicht weiß, wo seine Zukunft liegt. Die Menschen leiden also unter Unsicherheit und Angst, die Situation hat aber auch wirtschaftliche und soziale Folgen. Der Kosovo ist das ärmste Land Europas, 15 Prozent der Bevölkerung leben in extremster Armut.“
Jenseits der politischen Debatte hat die Kirchen, nicht nur die katholische, in erster Linie vor allem ihren Dienst getan, sagt Hohmeyer: Ja, sie hat sich enorm bemüht, und das muss man wohl von allen Kirchen sagen, die schreckliche Not vor Ort zu sehen, wahrzunehmen und das ihr mögliche zu tun, die Menschen vor Ort zu stützen.“
Das Moskauer Patriarchat verknüpft die künftige Gestaltung seiner Beziehungen zum Heiligen Stuhl mit dessen Haltung in der Kosovo-Frage. Wenn die katholische Kirche den Dialog mit der Orthodoxie tatsächlich vertiefen wolle, könnte sie das durch den Einsatz für den Schutz der orthodoxen Christen und heiligen Stätten im Kosovo, der „geistigen Wiege des serbischen Volkes“, zum Ausdruck bringen, sagte Alexij II. gegenüber einer Belgrader Tageszeitung. Bischof Hohmeyer mahnt besonnen: „Ich sehe in der Äußerung des Moskauer Patriarchats letztlich Solidarität mit der serbisch-orthodoxen Kirche, was ja wiederum verständlich ist.“
Vom Heiligen Stuhl werde es keine Aussage zur politischen Fragestellung geben, das sei sicher. Doch - und da sind sich alle christlichen Konfessionen einig: Der Verbleib der serbisch-orthodoxen Minderheit müsse gesichert werden, ebenso wie die Sicherheit der serbisch-orthodoxen Klöster.
Eine Entscheidung ist noch nicht in Sicht, am 19.12. berät der UN-Sicherheitsrat über das weitere Vorgehen. Hohmeyer: „Viele meinen und hoffen, auch ich: Wenn es zu einer Entkrampfung zwischen Kosovo und Serbien kommen sollte, die eine Vorraussetzung für die von beiden Seiten gewünschte Mitgliedschaft in der EU ist, könnte sich eine tragfähige Beziehung zwischen beiden entwickeln.“
Die internationale Gemeinschaft sei mit einer möglichen Unabhängigkeit der serbischen Provinz noch lange nicht aus der Verantwortung entlassen, betont der Salesianer Fiore: „Die Vereinten Nationen waren hier sehr stark vertreten, aber vielleicht nicht sehr effektiv. Doch Veränderung muss aus dem Volk heraus kommen. Mit der Unabhängigkeit könnte eine neue Phase der Politik beginnen, die Vereinten Nationen und Europa müssten dann das Land zu einer Ordnung führen, zu ausreichender wirtschaftlicher, sozialer und politischer Autonomie.“
(rv/agenturen 17.12.2007 bp)











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