D: Gottschalk, „Wir geben den Kindern das falsche Signal
Es ist ein ungewöhnlicher
Rahmen für den Chor und das Orchester des Bistums Rom, aber es dient einem guten Zweck:
Thomas Gottschalk hat Monsignor Marco Frisina und seine Musiker in seine ZDF-Adventsshow
„Ein Herz für Kinder“ eingeladen. Frisina ist bekannt als Autor des Weltjugendtaghits
„Jesus Christ, you are my life“ und Chefkapellmeister der Diözese des Papstes. Das
Anliegen: Die Aufmerksamkeit auf die dramatische Situation von Kindern weltweit, aber
auch in Europa zu lenken. Das sei auch – angesichts der dramatischen Schlagzeilen
in der letzten Zeit – dringend nötig, sagt Thomas Gottschalk im Interview mit Radio
Vatikan: „Es muss sich sehr viel ändern! Was mir diesmal ganz besonders
bewusst wird, dass wir erstmals den Großteil der Themen in Deutschland gefunden haben.
Wir haben ja oft Afrika, Krisengebiete, Kosovo, Afghanistan in das Zentrum unsere
Bemühungen gestellt, und jetzt sind es plötzlich Dinge, die bei uns passieren. Was
sich grundsätzlich geändert hat, und das bedauere ich sehr – unabhängig von den sozialen
und politischen Problemen – ist auch ein gefühlsmäßiges Problem. Kinder werden zusehends
ruhig gestellt durchs Fernsehen, mit einem Computerspiel alleine gelassen, da kann
nichts draus werden.“
Frisina und seine Musiker singen in der Adventsshow
den eigens neu vertonten „Psalm 150“. Auch für Gottschalk ist dies ein Beitrag zur
„Bekehrung der Herzen“: „Man muss inzwischen nicht nur Geld sammeln,
sondern man muss auch mehr für Verständnis werben, indem man sagt: Kinder sind das
größte Kapital, das wir haben. Und wenn wir uns nicht in irgendeiner Form Zeit für
sie nehmen, wenn wir nicht wirklich Interesse für sie haben, dann sehe ich schwarz.
Wir geben den Kindern – und das sage ich auch als Vater – die falschen Signale. Wenn
solche Schafsnasen wie Paris Hilton für unsere Kinder eine Beispielfunktion haben,
und wenn wir in allen Werbungen superdünne Modells haben, es nur noch „Super“-Modells
und nur noch „Super“-Stars gibt, und es für einen jungen Menschen offenbar kein anderes
interessantes Ziel gibt, als berühmt und gefragt zu sein, dann ist das ein bisschen
schwierig.“
Es handelt sich um einen einmaligen Ausflug des Orchesters
und des Chores ins Deutsche Fernsehen. Bei der Tournee im Frühjahr 2008 werden 11
Konzerte in Deutschland stattfinden. Über 130 Musiker und Sänger werden dann ein klassisches
Konzert von Weltformat präsentieren. Die Tournee startet am 28. März 2008 in der Philharmonie
München und endet am 10. April 2008 mit einem Konzert im Hamburger Michel. Mehr Infos
unter www.marco-frisina.de
(rv 15.12.2007 mc) Erfahren
Sie mehr über die Verbindungen Thomas Gottschalk zu Papst Benedikt XVI. im vollen
Interview von P. Max Cappabianca OP
Thomas Gottschalk. Am Samstagabend
moderieren Sie für ein Millionenpublikum eine große TV-Show im ZDF für Kinder. Warum?
„Wenn
man das Glück hat wie ich, das ganze Jahr nur leichte Unterhaltung zu machen und es
im Leben auch nicht allzu schwer zu haben, und immer in netten Hotels unterzukommen,
in netten Autos und im Flugzeug. Dann kommt schon mal der Moment, wo man sagt: Einmal
im Jahr möchte man ein bisschen mithelfen, die Welt etwas besser zu machen. Es mag
sich pathetisch anhören, aber wenn wir sehen, was mit dem Geld, was da reinkommt und
das sind ziemliche Summen, getan werden kann, dann ist das ein sehr gutes Gefühl.“
Jetzt
ist ja der Chor und das Orchester des Bistums Rom mit Monsignor Frisina dabei, er
ist bekannt als der Autor von „Jesus Christ, you are my live“. Eigentlich ist es doch
eher ungewöhnlich für eine Showsendung?
„Für eine Fernsehsendung ist es
sicher etwas Außergewöhnliches, für mich aber nicht. Denn ich bin ja mit der Kirchenmusik
groß geworden, meine Tante Irene hat immer „Exsultate Jubilate“ gesungen, sie war
ein großer Sopran, und insofern finde ich die Kirchenmusik sehr interessant und sehr
schön. Und ein Halleluja in einer Sendung ist das Beste, was einem passieren kann:
Ich freu‘ mich, dass es mal ein anderes Licht ist, weil ja im Fernsehen eigentlich
immer nur das Gleiche immer wieder neu durch den Wolf gedreht wird.“
Jetzt
gibt es einen deutschen Papst, dadurch ist ja auch in Deutschland einiges anders geworden.
Wie sehen Sie das?
„Natürlich ist das Interesse der Deutschen am Vatikan
mit unserem Mann Papst Benedikt XVI. gerechterweise etwas größer geworden. Nur ich
kannte ihn ja schon, da war er noch Kardinal, bzw. Erzbischof in München-Freising.
Ich bin sogar einmal von ihm gemaßregelt worden: Ich hatte im bayrischen Rundfunk
einmal wieder die Klappe sehr weit aufgerissen, und da habe ich mir eine Beschwerde
des Bistums München-Freising eingehandelt, die ist vom ehemaligen Papst unterschrieben,
der damals Erzbischof in München war. Damals habe ich gezuckt, heute ist es mir natürlich
eine große Ehre.“
Das Anliegen der Show ist es ja, dass das Anliegen den
Kindern zu helfen weitergeht, dass das nicht nur eine Sache für einen Abend bleibt.
Was muss sich ändern? „Es muss sich sehr viel ändern, was mir diesmal
ganz besonders bewusst wird, dass wir erstmals den Großteil der Themen in Deutschland
gefunden haben. Wir haben ja oft Afrika, Krisengebiete, Kosovo, Afghanistan in das
Zentrum unsere Bemühungen gestellt, und jetzt sind es plötzlich Dinge, die bei uns
passieren. Was sich grundsätzlich geändert hat, und das bedauere ich sehr – unabhängig
von den sozialen und politischen Problemen – ist auch ein gefühlsmäßiges Problem.
Kinder werden zusehends ruhig gestellt durchs Fernsehen, mit einem Computerspiel alleine
gelassen, da kann nichts draus werden. Man muss inzwischen nicht nur Geld sammeln,
sondern man muss auch mehr für Verständnis werben, indem man sagt: Kinder sind das
größte Kapital, das wir haben. Und wenn wir uns nicht in irgendeiner Form Zeit für
sie nehmen, wenn wir nicht wirklich Interesse für sie haben, dann sehe ich schwarz.
Wir geben den Kindern – und das sage ich auch als Vater – die falschen Signale. Wenn
solche Schafsnasen wie Paris Hilton für unsere Kinder eine Beispielfunktion haben,
und wenn wir in allen Werbungen superdünne Modells haben, es nur noch „Super“-Modells
und nur noch „Super“-Stars gibt, und es für einen jungen Menschen offenbar kein anderes
interessantes Ziel gibt, als berühmt und gefragt zu sein, dann ist das ein bisschen
schwierig.“