2007-12-14 14:35:25

Vatikan: Mission ja, Gewalt nein


RealAudioMP3 Alle Getauften haben Recht, aber auch die Pflicht zu missionieren – das heißt, das Wort Gottes, die Wahrheit, in die Welt zu tragen. Das beschneidet keineswegs die Freiheit des „Empfängers“, stellt das neue Missionsdokument aus der Glaubenskongregation klar. Insofern versucht es, „den Freiheitsanspruch des Menschen mit dem Wahrheitsanspruch zu versöhnen“, sagte uns der Mainzer Pastoraltheologe P. Michael Sievernich SJ in einer ersten Analyse.
„Das Besondere des Textes ist es, dass er angesichts der Relativismen, die ja nicht zu leugnen sind, auf der einen Seite eine legitime Pluralität, auch innerhalb der Kirche, auch innerhalb der Theologie, durchaus bestätigt – und absetzt von einem indifferenten Pluralismus, der alles und jedes zulässt. Hier setzt das Dokument auf die Wahrheitsfähigkeit des Menschen, die nicht seiner Freiheit widerspricht. Es ist der Versuch, den Freiheitsanspruch des Menschen, den das Dokument sehr stark betont, mit dem Wahrheitsanspruch zu versöhnen.“
Als Mittel zur Mission benennt das Dokument zum einen die Verkündigung des Wortes, zum anderen das gelebte Beispiel. Zwang hat keinen Platz in der Evangelisierung:
„Der entscheidende Punkt scheint mir der zu sein, dass dieser Anspruch (an Mission) klar verknüpft wird mit jeder Absage an irgendwelchen Zwang, an irgendwelche Gewalt, an irgendwelchen Druck, weil eben die Wahrheit sich nur durch ihre eigene Evidenz verbreiten kann und nicht durch äußeren Druck, den es ja in der Missionsgeschichte durchaus immer wieder gegeben hat. Dieses Dokument sagt deutlich: kein Zwang, kein Druck, sondern der Anspruch oder das Ansprechen der Freiheits- und Wahrheitsfähigkeit des Menschen, der dann aus eigener Freiheit selber sich zum Glauben an Jesus Christus entscheiden muss.“
Sievernich fällt an dem Dokument besonders positiv auf,
„dass es den Inkulturationsbegriff aufgreift, Inkulturation als Bereicherung versteht, also die Verwurzelung des Evangeliums in allen Kulturen der Welt und in allen Herzen der Menschen – und auf der anderen Seite sehr stark die Rolle des Heiligen Geistes als Protagonist der Mission bezeichnet. Sodass man tatsächlich sagen könnte: Bevor der Missionar kommt, ist der Heilige Geist schon da gewesen…!“
Allerdings hätte das Dokument gerade mit Blick auf die Inkulturation noch einen Schritt weiter gehen können, findet der Mainzer Pastoraltheologe. Denn:
„Nicht nur die Kirche des Westens hat einen Missionsauftrag, sondern den haben im Prinzip alle Ortskirchen - Ortskirchen, die in verschiedenen Kulturen verwurzelt sind, sei es in Asien, in Amerika, in Europa. Deshalb hat ja gerade die Lateinamerikanische Kirche in Aparecida beschlossen, dieses große Missionsthema auf ihre Agenda zu setzen. Alle Ortskirchen sind missionarisch, weil das Missionarische der Grundzug der Kirche ist. Diesen Punkt hätte ich mir vielleicht etwas deutlicher gewünscht, aber ich denke das ist auch die Entwicklung der nächsten Zeit; dieses Erlebnis, dass die gesamte Weltkirche missionarisch ist, das werden wir in der Zukunft erleben.“
(rv 14.12.2007 gs)








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