Er war der älteste
Kardinal der Kirche und besaß als Kirchenrechtsexperte internationalen Ruf; am Mittwochabend
ist der österreichische Kardinal Alfons Maria Stickler im 98. Lebensjahr in seiner
Wohnung im Vatikan gestorben. Ein Nachruf von Clemens Mennicken.
In den letzten
Jahren lebte Kardinal Alfons Maria Stickler zurückgezogen in seiner Wohnung im Palast
der Glaubenskongregation. Doch der gebürtige Österreicher konnte auf ein bewegendes
Leben im Dienst der Kirche zurückblicken. Als zweites von insgesamt zwölf Kindern
1910 in Neunkirchen geboren, trat Stickler nach dem Abitur in den Orden der Salesianer
Don Boscos ein. Nach seinem Theologiestudium, unter anderem in Turin und Rom, promovierte
er an der Päpstlichen Lateranuniversität zum Doktor beider Rechte; 1937 wurde er dann
zum Priester geweiht. Zunächst lehrte Stickler Kirchenrechtsgeschichte an der
römischen Salesianer-Universität. Sein Rat als international angesehener Kirchenrechtler
war gefragt. Doch die wichtigste Veränderung in seinem Leben war nach eigener Aussage
die Ernennung zum Präfekten der Vatikanischen Bibliothek 1971 durch Paul VI. 1983
übertrug ihm Johannes Paul II. dann das Amt des „Probibliothekars der Heiligen Römischen
Kirche“ und ernannte ihn zum Titularbischof. Zudem hatte Stickler seit Juli 1984 die
Leitung des Vatikanischen Geheimarchivs inne. Während seiner Amtszeit setzte er sich
besonders für die Erhaltung und Modernisierung der Vatikan-Bibliothek ein. Seinen
unermüdlichen Einsatz würdigte Johannes Paul II. im Mai 1985 mit der Ernennung zum
Kardinal. Am Mittwoch nun ist Kardinal Alfons Maria Stickler im Alter von 97 Jahren
im Vatikan gestorben.
In einem Beileidstelegramm an Sticklers Angehörigen würdigt
der Papst den Verstorbenen. Er nehme lebhaften Anteil an ihrem Schmerz, so Benedikt
XVI. Kardinal Stickler sei "viele Jahre hindurch ein aufrichtiger und pflichtbewußter
Mitarbeiter des Heiligen Stuhls gewesen". Dabei habe er ein "Zeugnis tiefer Treue
zu Christus und zur Kirche gegeben".