Erstmals seit dem
Korea-Krieg haben Süd- und Nordkorea an diesem Dienstag wieder den Eisenbahnbetrieb
über die Grenze aufgenommen. Der erste Zug fuhr am Morgen von der südkoreanischen
Stadt Munsan eine 16,5 Kilometer lange Strecke zum nordkoreanischen Grenzbahnhof Panmun.
Die Zugverbindung wurde beim Gipfeltreffen zwischen Süd- und Nordkorea vor zwei Monaten
beschlossen. Die evangelischen Kirchen und katholische Kirche in Südkorea haben
sich für diese Friedensgeste sehr engagiert, bestätigt der evangelische Pfarrer von
Seoul, Malte Rhinow. „Die Kirchen waren Vordenker in der Wiedervereinigungspolitik
und haben den Weg bereitet für eine Annährung und ein ganz großer Impuls kam dann
später durch die Deutsche Wiedervereinigung. Da hatte man hier in Korea gehofft, dass
es ganz schnell auch in Korea zu einer Vereinigung kommen könnte, aber dem war nicht
so.“ Zunächst ist die Bahnstrecke nur für den Güterverkehr geöffnet, wann auch
Personenzüge durch die militärisch gesicherte Grenzzone fahren, ist noch unsicher. „Diese
Zugverbindung hat meiner Meinung nach in zweierlei Hinsicht Bedeutung. Einmal politischer
Natur und dann gibt es einen wirtschaftlichen Grund. Die politische Bedeutung wird
stark davon abhängen, welcher Politiker als neuer Staatspräsident gewählt wird. Wirtschaftlich
ist die Bahnstrecke von großer Bedeutung, weil die südkoreanische Industrie damit
versucht, mit billigen Arbeitskräften aus dem Norden und im Norden zu Dumpingpreisen
gegen die übermächtige Konkurrenz aus China konkurrenzfähig zu bleiben.“ Die
Präsidentschaftswahlen finden am 19. Dezember statt. Favorit Lee Myun-Bak hat sich
bereits kritisch über die Sonnenschein-Politik der Annäherung an Nordkorea geäußert.
Doch auch die Umweltfragen sind ein Thema, nach dem schweren Tankerunglück vor der
südkoreanischen Westküste an diesem Wochenende. „Es handelt sich um die größte
Katastrophe überhaupt in Korea, mal abgesehen vom Korea-Krieg, der natürlich noch
verheerender war. Natürlich ist es so, dass das Umweltbewusstsein in Südkorea nicht
sehr entwickelt ist. Beim jetzigen Wahlkampf spielen ökologische Fragen eine viel
geringere Rolle als man dies von Europa her kennt. Aber trotzdem rückt die Umweltfrage
immer mehr ins Bewusstsein und auch die Notwendigkeit, Energie zu sparen.“ (rv/ap
11.12.2007 mg)