Adventspredigt: „Kein Ja zum Nächsten ohne Nein zu sich selbst“
Jesus von Nazareth,
„einer der Propheten“? Mit dieser provokanten Frage haben die Adventspredigten im
Vatikan begonnen. Der Prediger des Päpstlichen Hauses, Raniero Cantalamessa, erinnerte
an die jahrhundertealte theologische interreligiöse Debatte, zitierte aus Papst Benedikts
Jesusbuch und dem Dialog mit Rabbiner Neusner und betonte:
„Man muss eine
Sache beachten: Das Problem des Verhältnisses zwischen Jesus und den Propheten beschränkt
sich nicht auf den Dialog zwischen Christentum und Judentum. Es stellt sich auch innerhalb
der christlichen Theologie, wo es nicht an Versuchen mangelte, die Person Christi
unter Verweis auf die Kategorie des Propheten zu erklären. Eine solche Christologie,
die auf dem Terminus ‚Prophet’ ihr ganzes christologisches Gebäude konstruiert, ist
absolut ungenügend. Das Ergebnis: Von Christus, wie von jedem anderen Propheten, kann
man nicht sagen, dass er Gott ,ist’, man kann nur sagen, dass Gott ,in ihm gegenwärtig’
ist und ,wirkt’.“
So alt wie wichtig dieser Diskurs sei, er, Cantalamessa,
wolle sich nicht darauf beschränken. Vielmehr diene sein Zyklus der Adventspredigten
der Bekehrung und geistlichen Erneuerung. Er nahm Bezug auf die Lesungen vom ersten
Adventssonntag, Kommentare des Heiligen Augustinus und – ganz aktuell – auf einen
Fernsehauftritt des Schauspielers und Regisseurs Roberto Benigni. Er hatte die Hölle
aus Dantes Göttlicher Komödie interpretiert. Cantalamessa dazu:
„Heutzutage
neigt man dazu, nur noch die Vergehen gegen den Nächsten als wahre Sünden anzusehen.
Dabei ist man aber ins andere Extrem übergegangen. Es ist eine Illusion zu glauben,
dass der Dienst an den Mitmenschen und an der Kirche zusammengehen kann mit einem
ungeordneten persönlichen Leben, das nur darauf aus ist, sich selbst zu gefallen und
die eigenen Leidenschaften zu befriedigen. Das führt unweigerlich dazu, die Mitmenschen
zu instrumentalisieren, genauso aber den eigenen Körper und das andere Geschlecht.
Man kann nicht ,Ja’ sagen zu den Mitmenschen, wenn man nicht auch ,Nein’ sagt zu sich
selbst.“
Jeder sei angesprochen, meint der Päpstliche Hofprediger. Ein
Wort Mutter Teresas aus ihren jüngst veröffentlichten Schriften, ein Ruf an Christus,
könne dabei helfen: „Komm, sei mein Licht in der Welt!“. (rv 07.12.2007 bp)