Im Osten der Demokratischen
Republik Kongo sind alte Kämpfe neu aufgeflammt. Seit zwei Tagen melden Beobachter
Gefechte zwischen Regierungstruppen und Guerillasoldaten des abtrünnigen Generals
Laurent Nkunda. Raoul Bagopha ist Misereor-Referent für die Region der Großen Seen.
„Im
Hintergrund der Kämpfe steht zunächst das Versagen der gesamten Akteure, weil der
Friedensplan von 2003 zwar die Bildung einer integrierten Armee vorgesehen hatte,
aber darum hat keiner sich so richtig gekümmert.”
Dass
wegen der Kämpfe im Ostkongo die Lage in der gesamten Demokratischen Republik hoffnungslos
sei, gegen diese Ansicht wehrt sich der Misereor-Experte. Die Wahl von Joseph Kabila
zum Staatspräsidenten vor gut einem Jahr habe zumindest einen verlässlichen politischen
Ansprechpartner geschaffen.
„So tragisch die Lage im Osten sein mag, es
gibt auch weitgehend Frieden im Kongo. Wir reden überein Land, das so groß ist wie
Westeuropa, und die Region, wo es diese Konflikte gibt, die dringend beendet werden
müssen, ist sehr klein. Ich glaube, dass es die Kongolesen verdient haben, auf ihre
Fortschritte hingewiesen zu werden und ihnen deutlich zu machen, dass die Hoffnung,
die man in den Wahlen auf Demokratisierung setzte, gepflegt werden sollte. Ob die
Leute in Kinshasa oder Lubumbashi das so richtig mitkriegen, was sich da im Osten
abspielt, so kann man sagen, dass es ihr Alltagsleben nicht betrifft, sodass sie am
Aufbau des Friedens mitarbeiten können.”
Am kommenden
Montag wird Papst Benedikt XVI. den erst 36-jährigen Staatspräsidenten des Kongo,
Joseph Kabila, in Audienz empfangen. Für das überwiegend christliche Land bedeutet
das viel, – nicht zuletzt weil die Kirche heute die zentrale Institution des Landes
ist, sagt der Misereor-Referent Bagopha.
„Es ist die einzige Institution,
die landesweit vertreten ist, und die in allen Bereichen führend ist, die in der Entwicklung
eine Rolle spielen, Bildung, Krankenhäuser und so weiter. Wenn Präsident Kabila im
Vatikan ist, wird das im Kongo als Zeichen der Dankbarkeit für die Rolle der katholischen
Kirche im Land wahrgenommen. Man kann auch davon ausgehen, dass er versucht deutlich
zu machen, dass er bereit ist, die staatlichen Aufgaben selber wahrzunehmen, indem
er auch die Kirche ein wenig entlastet.”