D: Adveniat „Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten“
„Gerechtigkeit, jetzt
und für alle Zeiten“ – das ist das Motto der diesjährigen Adveniat-Weihnachtsaktion,
die am Sonntag von Kardinal Karl Lehmann im Mainzer Dom eröffnet wurde. Im Mittelpunkt
stehen u.a. die Menschen, die wie kaum jemand in Lateinamerika Opfer von Ungerechtigkeit
wurden: Die Indianer der Andenregion. Salomon Lerner war Leiter der Wahrheitskommission
in Peru, die 2003 ihren Abschlussbericht vorgelegt hat. Diese Kommission sollte die
Verbrechen des Bürgerkrieges aufklären. Ihre Bilanz war erschreckend: 70.000 Menschen
wurden in den 80er und 90er Jahren getötet:
„75 Prozent aller Opfer waren
indigene Bauern: Es waren die, die am Rand der Gesellschaft lebten, die nichts mehr
vom Staat zu erwarten hatten. Dort, in diesen entlegenen Dörfern, wo es keine Polizei
gibt, keinen Lehrer, keinen Priester, kein Krankenhaus und keine Schule, da kam „Sendero
Luminoso“ hin und hat versprochen, für Gerechtigkeit und Ordnung zu sorgen. Und da
haben die Bauern gedacht: „Mensch, endlich hilft uns mal einer und es geht aufwärts!“
Die Indianer gerieten zwischen die Fronten von Regierung, Armee und dem
„Leuchtenden Pfad“ – in einem Konflikt, in dem es auf allen Seiten massive Menschenrechtsverletzungen
und zahlreiche Tote gab. Darüber hinaus sprach der Abschlussbericht der Wahrheitskommission
auch erstmals die jahrzehntelange Diskriminierung und Ungleichheit aus, unter der
in Peru die indigene Bevölkerungsgruppe leidet – und zwar bis heute: Darum kämpft
Lerner auch weiter für die Aufarbeitung, denn, so sagt er: Ohne Wahrheit gibt es keine
Gerechtigkeit:
„Gerechtigkeit im Kontext unserer Arbeit hat für mich zwei
Dimensionen: Zum einen Entschädigung: Die Menschen bekommen das, was ihnen zusteht
oder was ihnen weggenommen wurde, auch wenn das das Leid, das ihnen zugefügt wurde,
niemals aufwiegen kann. Es bringt keinem das Leben, den getöteten Vater oder die getötete
Mutter zurück, aber es ist eine moralische Anerkennung. Und Gerechtigkeit bedeutet
auch Strafe. Darum dürfen die Verbrechen auch nicht ungesühnt bleiben.“