"Spe salvi": Ein erster Blick auf die neue Enzyklika
Knapp zwei Jahre nach seiner ersten Enzyklika über die Liebe hat Benedikt XVI. an
diesem Freitag sein zweites großes Lehrschreiben veröffentlicht. Auch diesmal geht
es um eine der drei christlichen Haupttugenden: um die Hoffnung nämlich. Der Titel
„Auf Hoffnung hin sind wir gerettet“ stützt sich auf ein Wort des Apostels Paulus
im achten Kapitel des Römerbriefes."Denn wir sind gerettet, doch in der Hoffnung.
Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Wie kann man auf etwas
hoffen, das man sieht?" Das ist die biblische Vorlage – und hier ist nun ein erster
Blick auf die Enzyklika, die Papst Benedikt dazu geschrieben hat.
In der deutschen
Fassung 80 Seiten. Adressat: „Bischöfe, gottgeweihte Personen, alle Christgläubige“
– die Formel „an alle Menschen guten Willens“ fehlt. Der Text: theologisch und philosophisch
sehr dicht; viele Zitate von Kirchenvätern, dazu die Philosophen Kant, Bacon, Adorno,
aber auch Martin Luther, Schriftsteller wie Dostojewski und Jean Giono oder der verstorbene
vietnamesische Kardinal Nguyen Van Thuan. Am sorgfältigsten eingesetzt: Zitate des
heiligen Augustinus. Ernsthafte Auseinandersetzung mit protestantischen Positionen,
freundliche Worte zu den Kirchen des „Ostens“. Richtig liebevoll: das Porträt einer
Heiligen aus dem Sudan, die von der Sklavin zur Ordensfrau wurde. Nebenbei: ein Papst-Lob
für die „sprachliche und denkerische Kraft“ von Karl Marx, trotz dessen „grundlegenden
Irrtums“, und eine Kritik an der deutschen Einheitsübersetzung der Bibel. Zum Abschluß
ein Hymnus auf Maria. Gesamteindruck von Benedikts Enzyklika: theologischer und
auch mehr aus einem Guss als seine erste. Für den Normalchristen wohl schwerer zu
lesen als „Deus Caritas est“ - aber eine lohnende Lektüre. Ein echter Ratzinger. (rv
30.11.2007 sk)