Marx ist der 73. Nachfolger auf dem Bischofsstuhl des heiligen Korbinian, der im 8.
Jahrhundert in Altbayern den christlichen Glauben verkündete. Der Westfale stammt
aus dem Erzbistum Paderborn. Am 21. September 1953 wurde er in Geseke, Kreis Lippstadt
in Nordrhein-Westfalen, geboren. Dort machte er 1972 sein Abitur. Anschließend studierte
er Theologie und Philosophie in Paderborn und Paris. 1979 weihte ihn der Erzbischof
von Paderborn, Johannes Joachim Degenhardt, zum Priester. Nach zweijähriger Tätigkeit
als Neupriester in der Seelsorge in Bad Arolsen wurde er Geistlicher Rektor der St.-Klemens-Kommende
in Dortmund, ursprünglich eine Niederlassung des Deutschen Ordens, jetzt das Sozialinstitut
der Erzdiözese Paderborn. 1989 wurde er Direktor des Instituts. Den Sohn eines engagierten
Gewerkschafters beauftragte Erzbischof Degenhardt außerdem mit der Seelsorge in der
Berufs- und Arbeitswelt.
Von 1981 bis 1989 studierte Marx in Münster und Bochum.
Er promovierte zum Doktor der Theologie. Die Dissertation trägt den Titel „Ist Kirche
anders? Möglichkeiten und Grenzen einer soziologischen Betrachtungsweise.“ 1996 wurde
er Professor für Christliche Gesellschaftslehre an der Katholisch-Theologischen Fakultät
der Universität Paderborn. Im gleichen Jahr, am 23. Juli, ernannte ihn Papst Johannes
Paul II. zum Titularbischof von Pedena, einem erloschenen Bistum in Istrien, und zum
Weihbischof des Erzbischofs von Paderborn. An seinem 43. Geburtstag, dem 21. September
1996, weihte ihn Erzbischof Degenhardt im Hohen Dom zu Paderborn zum Bischof und ernannte
den Sozialethiker zum Bischofsvikar für Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft. Seit
1999 ist Marx Vorsitzender der von der Deutschen Bischofskonferenz und vom Zentralkomitee
der deutschen Katholiken gemeinsam getragenen Kommission „Justitia et Pax“ (Gerechtigkeit
und Frieden). 2001 wurde er in das Paderborner Metropolitankapitel aufgenommen.
Am
20. Dezember 2001 ernannte Papst Johannes Paul II. Reinhard Marx zum Bischof von Trier.
Am 1. April 2002 wurde er in sein Amt im Trierer Dom eingeführt. Für sein bischöfliches
Wirken wählte er ein Wort aus dem 2. Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde von
Korinth zum Wahlspruch: „Ubi spiritus Domini ibi libertas – Wo der Geist des Herrn
wirkt, da ist Freiheit“ (2 Kor 3,17). In der Deutschen Bischofskonferenz führt er
den Vorsitz der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen und ist Stellvertretender
Vorsitzender der Kommission Weltkirche. In der Reihe der Trierer Bischöfe, die mit
Eucharius als erstem Bischof schon um das Jahr 250 beginnt, ist er der 102. In der
Trierer St. Matthias-Basilika befindet sich das einzige Apostelgrab auf deutschem
Boden, das Grab des Apostels Matthias. Im Trierer Dom wird auch die Tunika Christi,
der „Heilige Rock“, aufbewahrt und verehrt. Sowohl die Überführung der Reliquien des
Apostels wie auch der Tunika Christi nach Trier werden der heiligen Helena, der Mutter
Kaiser Konstantins des Großen, zugeschrieben. Der ernannte neue Erzbischof ist
direkter Nachfolger von Kardinal Friedrich Wetter (79), der das fast zwei Millionen
Katholiken zählende Erzbistum ein Vierteljahrhundert lang als Oberhirte geleitet hat
und dieses Jubiläum am 8. Dezember, dem Hochfest Mariä Unbefleckte Empfängnis, im
Münchner Liebfrauendom begehen wird. Am 2. Februar, dem Fest Mariä Lichtmess, hatte
der Papst den Amtsverzicht Wetters angenommen, den dieser bereits anlässlich seines
75. Geburtstages gegenüber Papst Johannes Paul II. angeboten hatte. Benedikt XVI.,
der selbst von 1977 bis 1982 Erzbischof von München und Freising war, setzte für die
Zeit der Sedisvakanz des Erzbischofssitzes Kardinal Wetter als Apostolischen Administrator
der Erzdiözese mit allen Rechten und Vollmachten eines Diözesanbischofs ein. Wenn
Marx in sein neues Amt als Erzbischof von München und Freising eingeführt wird, endet
die Amtszeit Kardinal Wetters als Apostolischer Administrator.