"Spes salvi" - was steht in der Enzyklika? Eine Vorab-Recherche.
Am Freitag erscheint die zweite Enzyklika des Papstes: Spe salvi – durch Hoffnung
gerettet. Was könnte denn da so drinstehen, hat Stefan Kempis sich gefragt...
Schwer
zu sagen, denn über die Hoffnung hat der jetzige Papst in seinem reichen theologischen
Werk viel weniger geschrieben und gesagt als über die anderen christlichen Tugenden,
also Glaube und Liebe. Und zum Pauluswort aus dem Römerbrief, „Denn wir sind gerettet,
doch in der Hoffnung“ scheint es bislang keine direkte Auslegung durch Joseph Ratzinger
oder Benedikt XVI. zu geben. Nur in seiner Osterbotschaft vom letzten Jahr und in
einer Randbemerkung seines grundlegenden Buches „Eschatologie“ ist er dem Vers, um
den es in der Enzyklika geht, sehr nahe gekommen. Und in einer Weihnachtsbotschaft
vom letzten Dezember an die Christen im Heiligen Land ruft der Papst in bewegenden
Worten zur Hoffnung auf und bezieht sich dabei auf die Paulusstelle. Sichtet man
mal die Ansprachen und Predigten Benedikts in den letzten Jahren, dann entdeckt man:
Hoffnung ist für ihn das entscheidende Bindeglied zwischen dem Vergangenen, also Jesu
Leiden für uns, und dem Kommenden, also Jesu Wiederkehr. Zitat von einem Angelusgebet
im November 2005: „Die Hoffnung der Christen ist auf die Zukunft gerichtet, bleibt
aber stets fest in einem Ereignis der Vergangenheit verankert.“. Jesu Auferstehung
hat die Gläubigen „zu einer lebendigen Hoffnung neu geboren“, formuliert Benedikt
im Oktober 2006 in Verona; auf Jesu Auferstehung „gründet“ unsere Hoffnung, „hier
wurzelt unser Credo“. „Christus ist Hoffnung für die Welt, weil er auferstanden ist,
und er ist auferstanden, weil er Gott ist. Auch die Christen können der Welt Hoffnung
bringen, weil sie von Christus und von Gott sind... Das alte Leben ist gestorben,
am Kreuz getötet, in der Taufe begraben worden. Nur wenn sie wie Christus nicht von
der Welt sind, können die Christen Hoffnung in der Welt und für die Welt sein.“ Die
Hoffnung hängt eng mit dem Glauben, Benedikts zentralem Thema, zusammen: „Bekenntnis
des Glaubens“, so meinte er kürzlich in Neapel, ist „immer auch Bekenntnis der Hoffnung
..., denn der Glaube ist Hoffnung, er öffnet die Erde der göttlichen Kraft, der Kraft
des Guten.“ Eine interessante Eigenart in der Lehre des Papstes über die Hoffnung
ist, dass er sie immer wieder auch mit dem Gebet gleichsetzt: Hoffnung ist Gebet.
Wo er das herhat, verriet er mal den Schweizer Bischöfen: aus dem letzten Werk des
hl. Thomas von Aquin, das nach den drei theologischen Tugenden aufgebaut war. „Und
dort hat er Hoffnung und Gebet ... miteinander identifiziert: Das Kapitel über die
Hoffnung ist zugleich das Kapitel über das Gebet. Das Gebet ist Hoffnung in Akt.“
„Und in der Tat“ – so Benedikt wörtlich – „im Gebet öffnet sich der eigentliche Grund,
warum wir hoffen dürfen: Wir können mit dem Herrn der Welt in Berührung treten, er
hört uns zu, und wir können ihm zuhören. Das ist ... das eigentlich Große des Christentums,
das uns nicht dispensiert vom Kleinen und Alltäglichen, das aber auch davon nicht
verdeckt werden darf“ – „diese Möglichkeit, mit Gott in Berührung zu treten.“ Am
Freitag erscheint die Enzyklika Benedikts XVI. über die Hoffnung – dann sind wir alle
schlauer.