Schwere Vorwürfe gegen die internationale Staatengemeinschaft, besonders gegen die
Nachbarländer des Irak, erhebt der chaldäische Bischof von Mosul, Faraj Raho. „Keiner
von ihnen will einen freien und unabhängigen Irak, weil das Land dann zu stark wäre“,
sagte der Bischof im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Asianews. Deshalb richteten
sich Attentate und Einschüchterungsversuche gezielt gegen Christen: Diese stellen
zwar nur drei Prozent der irakischen Gesamtbevölkerung, aber nach Angaben des Bischofs
auch 35 Prozent der Schichten mit höherer Bildung. „Diese Personen in die Flucht zu
zwingen, heißt zu verhindern, dass das Land erstarkt. Und es heißt auch, Unwissenheit
zu fördern, die immer dem Terrorismus nützt“, sagte der Oberhirte. Im Gegensatz zu
Bagdad, wo die Attentate in letzter Zeit zurückgingen, sei die Lage in Mosul nach
wie vor unverändert. Die internationalen Streitkräfte hätten den Irak vom Süden her
zu „säubern“ begonnen, weshalb die Terroristen sich in den Norden zurückgezogen hätten,
besonders nach Mosul. Christen in dieser Region hätten außer der Flucht nur wenige
andere Möglichkeiten: entweder den Übertritt zum Islam, die Bezahlung einer im Koran
vorgesehenen Steuer für Nicht-Moslems, oder den Tod. „Nicht nur Terroristen, sondern
auch gemeine Kriminelle nutzen den Islam aus, um sich zu bereichern“, erklärte Bischof
Raho. In Mosul halten sich seinen Angaben zufolge heute nur noch ein Drittel der Christen
auf, die vor Kriegsausbruch hier lebten. (asianews 27.11.2007 gs)