2007-11-24 09:01:44

Vatikan: Kardinäle beraten über neue „Mea Culpa“


RealAudioMP3 Viele neue Ideen zur Ökumene sind am Freitag in den Beratungen der Kardinäle mit dem Papst zur Sprache gekommen. Benedikt hatte den „Senat“ der Kirche gebeten, einen Tag lang im Vatikan hinter verschlossenen Türen über die Beziehungen zu anderen Kirchen zu beraten. Dabei war aus den Reihen der Kardinäle der Ruf nach neuen Schuldbekenntnissen der Kirche zu hören, wie Johannes Paul II. sie mehrfach formuliert hatte. Es gelte auch im ökumenischen Verhältnis den „Weg der Reinigung des Gedächtnisses fortzusetzen", so zitiert das Vatikan-Statement einen namentlich nicht genannten Kardinal aus der offenen Aussprache.
Offenbar wurde auch Kritik an der Art und Weise laut, mit der ein Dokument der Glaubenskongregation im Sommer das katholische Kirchenverständnis erläutert hatte. Es sei wichtig, „Kommunikationsformen zu nutzen, bei denen man darauf achtet, dass nicht die Sensibilität der anderen Christen verletzt wird“, heißt es wörtlich im Vatikan-Statement.
Die Vatikan-Zeitung „L`Osservatore Romano“ gibt ihrem Leitartikel über das Klausurtreffen die Überschrift: „Neue Perspektive für die Einheit“.
Der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Walter Kasper, habe in seinem einleitenden Vortrag u.a. die „vielversprechende neue Dialog-Phase“ mit den orthodoxen Kirchen gewürdigt; die Eiszeit sei vorbei, jetzt wäre eine Begegnung zwischen dem Papst und dem russisch-orthodoxen Patriarchen Alexei II. „nützlich“, so Kasper. Trotz vieler noch bestehender Schwierigkeiten im Dialog mit den Orthodoxen sei doch die Hoffnung legitim, dass die Kirche „nach der Spaltung des zweiten Jahrtausends im dritten Jahrtausend wieder mit beiden Lungenflügeln zu atmen beginnt“, so Kasper. Was die aus der Reformation hervorgegangen Kirchen und christlichen Gemeinschaften betreffe, sehe er „keinen Haltepunkt, aber einen tiefgreifenden Wandel in der ökumenischen Situation“. Für den weiteren Weg in der Ökumene gäbe es keine einzig gültige Lösung. Die Unterschiede seien zu groß - geographisch wie kulturell. Hier müssten die einzelnen Bischofskonferenzen sich ihrer Verantwortung bewusst werden. Keiner dürfe mit dem Finger auf andere zeigen, Dialog müsse klar sein, aber frei von Polemik. Basis allen Miteinanders sei stets die Ökumene des Gebets, betonte Kasper einmal mehr.
Bei der Aussprache der Kardinäle wurde auch das Thema Islam angesprochen; dabei würdigten die Kardinäle den Brief islamischer Intellektueller an christliche Führer. Nach Vatikanangaben ergriffen mehr als dreißig Purpurträger das Wort. Nach Angaben der Tageszeitung „La Repubblica“ schlug der britische Kardinal Cormac Murphy O`Connor einen Runden Tisch des Papstes mit den Führern der anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften vor; darauf habe Kasper geantwortet und auf die Schwierigkeiten hingewiesen. So bestehe etwa ein deutliches Zerwürfnis zwischen den orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel und Moskau. Nach Angaben des „Corriere della Sera“ habe auch Papst Benedikt von einer „schönen Idee“ gesprochen, die aber aus seiner Sicht derzeit „kaum zu verwirklichen“ sei. Außerdem Thema: der Brief Benedikts an die Katholiken in China und die positive Aufnahme unter den Priestern und Bischöfen.
Papst Benedikt selbst gab in einer kurzen Schlussansprache keine neuen Direktiven zum Thema Ökumene aus, sondern erwähnte seine zweite Enzyklika „Spe salvi“, die nächste Woche veröffentlicht wird. Er wolle mit diesem Text auf die „tiefsten Erwartungen unserer Zeitgenossen antworten“. Den ökumenischen Weg der Kirche nannte der Papst „kein Optional, keine freiwillig Entscheidung, sondern eine Verpflichtung, ein heiliges Gebot Christi“. Zur Ökumene gebe es keine Alternative.
(rv 24.11.2007 sk/bp)








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