Benedikt XVI. an Kardinäle: „Seid Zeugen der Hoffnung“
Papst Benedikt XVI.
hat am Samstagvormittag im Vatikan 23 neue Kardinäle kreiert, darunter den deutschen
Kurienerzbischof Paul Josef Cordes. Im Rahmen eines ordentlichen Konsistoriums nahm
er sieben Kurienvertreter, elf Diözesanbischöfe, den Patriarchen der chaldäischen
Kirche sowie vier verdiente „Senioren“ in sein oberstes Beratergremium auf. Pater
Max Cappabianca OP berichtet. „Ihr seid Apostel Gottes, der die Liebe ist, und
ihr seid Zeugen der Hoffnung des Evangeliums: Das erwartet von euch das christliche
Volk.“ Eindringlich erinnerte Benedikt XVI. die neuen Kardinäle, was die Kirche
von ihnen erwartet. Kardinäle sind die engsten Ratgeber des Papstes und ihnen wird
es dereinst zukommen, im Konklave einen neuen Papst zu wählen. Diese besondere Verbundenheit
fand im Treueschwur der Kandidaten ihren Ausdruck: „Ich, Kardinal der Heiligen
Römischen Kirche, verspreche und schwöre, solange ich lebe, Christus und seinem Evangelium
treu zu bleiben und dauerhaft Gehorsam zu üben gegenüber Petrus und der Heiligen Apostolischen
Römischen Kirche und Papst Benedikt XVI. und seinen rechtmäßig gewählten Nachfolgern….“ …heißt
es in dem Amtseid, der von den neuen Kardinälen mit der Hand auf der Brust nach dem
Großen Glaubensbekenntniss rezitiert wird. Zugleich versprechen die Kardinäle Verschwiegenheit
und Sorgfalt in der Ausübung ihrer Aufgaben. Zwar stellen auch dieses Mal die
Italiener die größte Gruppe unter den neuen „Senatoren“ der Kirche, dennoch setzt
auch Benedikt XVI. die Internationalisierung der katholischen Kirche fort: „Die
Verschiedenheit der Mitglieder des Kardinalskollegiums, sowohl was die geographische
als auch die kulturelle Herkunft angeht, bringt dieses von der Vorsehung gewollte
Wachstum zum Ausdruck. Zugleich verdeutlicht es aber auch die veränderten pastoralen
Anforderungen, auf die der Papst reagieren muss. Die Universalität, die Katholizität
der Kirche spiegelt sich deshalb in der Zusammensetzung des Kardinalskollegiums wider.“ Die
Feier eines Konsistoriums bezeuge der Stadt und dem Erdkreis die einzigartige Einheit,
mit der die Kardinäle mit dem Papst, dem Bischof von Rom, vereint sind. In der Auslegung
des Evangeliumstextes erinnerte der Papst aber auch daran, dass die Kardinalswürde
keine Machtposition darstelle: „Der Christ ist dazu berufen, wie ein Sklave
zu werden und so den Spuren Jesu zu folgen, indem er sein Leben freigebig und absichtslos
für die anderen hingibt. Nicht die Suche nach Macht und Erfolg, sondern die demütige
Selbsthingabe für das Wohl der Kirche muss jede Handlung von euch und jedes eurer
Worte kennzeichnen. Die wahre christliche Größe besteht in der Tat nicht im Herrschen,
sondern im Dienen.“ Das Kardinalat sei vor allem ein Amt der Liebe: „Liebe
zu Gott, Liebe zu seiner Kirche, Liebe zu den Brüdern mit einer größtmöglichen und
uneingeschränkten Hingabe, usque ad sanguinem effusionem, wie es in der Formel
zur Überreichung des Kardinals-Biretts heißt und wie es die rote Farbe eurer Gewänder
verdeutlicht, die ihr tragt.“ Im Anschluss an die Predigt überreichte Benedikt
jedem Kardinal einzeln das Birett und wies ihnen einen römischen Titelsitz zu. Den
Anfang machte Sandri, es folgten der langjährige Medienminister John Foley, der frühere
Berliner Nuntius Giovanni Lajolo und an vierter Stelle Cordes. Kardinal Cordes erhielt
als „Titelkirche“ die unmittelbar neben dem Petersplatz gelegene Kirche „San Lorenzo
in Piscibus“, das Gotteshaus des von ihm in den frühen 80er Jahren mitgegründeten
vatikanischen Jugendzentrums „San Lorenzo“. Im Anschluss an die Feier ging Benedikt
XVI. zu den Menschen auf dem Petersplatz. Eigentlich hätte die Feier dort stattfinden
sollen, doch: „Wir hatten den Regen gefürchtet, deswegen sind wir in der Basilika
geblieben. Ich danke für Euer Kommen und Euer Gebet. Wir alle zusammen sind die Familie
Gottes. Und als Familie sind wir versammelt und beten, dass der Herr die neuen Kardinäle
segne, die allen dienen sollen. Euch allen einen schönen Sonntag. Danke, dass ihr
gekommen seid!“ Am Nachmittag finden in den Räumen des Vatikans die so genannten
„Höfflichkeitsbesuche“ statt. Kardinal Cordes wird in der „Sala Ducale“ des apostolischen
Palastes die Glückwünsche entgegennehmen. Mit dem zweiten Konsistorium von Benedikt
XVI. erhöht sich die Zahl der Kardinäle auf ein „Allzeithoch“ von 201 Mitgliedern.
Von ihnen könnten jedoch nur die 120 unter 80-Jährigen an einer Papstwahl teilnehmen.
Am Sonntag erhalten die neuen Kardinäle in einer Messfeier mit Papst Benedikt
ihre Ringe. Radio Vatikan überträgt live mit deutschem Kommentar ab 10 Uhr 20 und
ist im Internet auf Audio-Kanal 3 (Rete Gialla) zu hören, außerdem auf KW 7.250 kHz
und im Sendebereich Rom auf MW 1.611 kHz. (rv 24.11.2007 mc)