Zwei Kardinäle der
römischen Kurie feiern an diesem Freitag runde Geburtstage: Kardinal Renato Raffaele
Martino, päpstlicher „Friedensminister“, vollendet das 75. Lebensjahr, und Angelo
Sodano, der langjährige Kardinalstaatssekretär und jetzige Dekan des Kardinalkollegiums,
wird 80. Hören Sie hier einen kurzen Auszug aus einem Gespräch, das Aldo Parmeggiani
vor wenigen Tagen mit Kardinal Sodano führte, der, wie sich bei der Gelegenheit zeigt,
ein mehr als passables Deutsch spricht:
„Den Hörerinnen und Hörern von Radio
Vatikan möchte ich gerne sagen, dass die Arbeit im Dienst großer Päpste mich immer
mehr von der Bedeutung des Papsttums im Leben der Kirche und der Welt überzeugt hat.
In diesen Jahren habe ich gesehen, wie das Wirken der verschiedenen Päpste, die auf
dem Stuhl Petri aufeinander gefolgt sind, von der Vorsehung bestimmt ist. Mir bleibt
nur, Gott Dank zu sagen!“ (rv 23.11.2007 gs)
Hier das ganze Interview
mit Kardinaldekan Angelo Sodano:
Woher stammen ihre ausgezeichneten Deutschkenntnisse? Das
Studium der Theologie an der päpstlichen Universität der Gregorianer in Rom hat mir
die deutsche Sprache und überhaupt die deutsche Kultur näher gebracht. Es gab dort
mehrere deutschsprachige Professoren, insbesondere erinnere ich mich an Pater Lennerz,
einen großen Theologen aus der Gesellschaft Jesu. Dann hatte ich auch einige Freunde
unter den Stundenten aus dem Collegium Germanicum und Hungaricum, mit denen ich mich
in ihrer Sprache unterhalten habe. Es war eine Sprache, die mich faszinierte, weil
es auch die Sprache vieler Philosophen, Theologen und Historiker des Christentums
war. So bin ich mit ihrer Kultur in Berührung gekommen.
Sie haben im Kolleg
Santa Maria dell`Anima in Rom studiert. Das ist die Kirche der deutschsprachigen Pilger
in Rom. Viele „Alt-Animanen“ sprechen noch mit Stolz darüber, dass sie mit Ihnen
das Studium abgeschlossen haben. An wen denken Sie, wenn Sie sich an die Zeit des
Studiums zurückerinnern? Ich durfte im deutschen Priesterkolleg „dell`Anima“
wohnen. Ich war ein Jahr lang dort zu Gast. Rektor war damals seine Exzellenz Bischof
Jakob Weinbacher aus Wien, eine große Gestalt. Dort schließ ich Freundschaft mit vielen
Priestern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, aber auch aus anderen Ländern.
Zum Beispiel mit dem Vizedirektor Monsignore Wolf, einem Prälaten, der aus der deutschsprachigen
Volksgruppe in Rumänien stammte. Man lebte die katholische Identität der Kirche. Es
war eine große Erfahrung.
Herr Kardinaldekan, können Sie etwas über Ihre
Familie erzählen? Sie sind ja das zweite von sechs Kindern. Ihr Vater war drei Legislaturperioden
Abgeordneter im italienischen Parlament. Welche Erinnerung haben Sie an Ihre Mutter?
Welchen Einfluss übten ihre Eltern auf ihre Berufswahl aus? Ich hatte die
Gnade in einer zu triefst katholischen Familie aufzuwachsen, in der Region Piemont,
in der Heimat vieler Heiliger. Man denke nur an die Heiligen des 19. Jahrhunderts,
Don Bosco, Cottolengo, Murialdo, Schwester Maria Mazzarello, der junge Domenico Savio.
In unserer Familie herrschte ein Klima des Gebets. Das war vor allem das Werk meiner
Mutter Delfina, ein Name der damals im Piemont häufiger vorkam und aus dem nahen Savoyen
in Frankreich stammte, wo der Name Dauphine verbreitet war. Mein Vater war in verschiedenen
Apostolatsbewegungen aktiv, vor allem im ländlichen Bereich. Es war für ihn eine große
soziale Sorge, die Welt der Arbeit. Das hat auch mein Leben beeinflusst.
Ihre
Biographie, Herr Kardinal, ist so reich an Höhepunkten, dass man sie nicht alle aufzählen
kann. Was aber würden Sie als den absoluten Höhepunkt ihres seelsorgerlichen, diplomatischen
und politischen Lebens bezeichnen? In meinem Leben als Priester widmete ich
mich der Lehre der Theologie in dem Seminar meiner Heimatdiözese Asti und war dabei
sehr glücklich. Nach meinem Ruf an den Heiligen Stuhl habe ich als Sekretär in der
apostolischen Nuntiatur in Ekuador und Uruguay gearbeitet. Ich war dann zehn Jahre
apostolischer Nuntius in Chile. Schöne Erinnerungen habe ich an die Dienste für die
Kirche und die Einheit der Nationen. In Chile zum Beispiel hatte ich die große Freude,
am Zustandekommen des Friedens mit Argentinien mitzuwirken, als im Dezember 1978 ein
Krieg zwischen den beiden Nachbarstaaten auszubrechen drohte. Als Kardinalstaatssekretär
des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. hatte ich dann die große Freude, ihn bei
seinem Einsatz für die Religionsfreiheit und den Frieden in Osteuropa sowie auf dem
Balkan zu unterstützen.
Herr Kardinaldekan, was würden Sie gerne abschließend
sagen? Ich möchte gerne sagen, dass die Arbeit im Dienste großer Päpste, Johannes
XXIII, oder besser Johannes der XXIII, Papst Paul VI., Johannes Paul I, Johannes Paul
II. und jetzt Benedikt XVI, mich immer mehr von der Bedeutung des Papsttums im
Leben der Kirche und der Welt überzeugt hat. In diesen Jahren habe ich gesehen, wie
das Wirken der verschiednen Päpste, die auf dem Stuhl Petri aufeinander gefolgt sind,
von der Vorsehung bestimmt ist. Mir bleibt nur Gott Dank zu sagen.