2007-11-21 15:09:48

D: Kritik an "Dignitate"


RealAudioMP3 Die Kritik an der Sterbehilfe-Organisation Dignitate in Deutschland wächst. Neben den beiden großen Kirchen haben sich nun auch Ärzte und die Hospizbewegung klar gegen das Konzept des Vereins ausgesprochen. Dignitate will in Deutschland Menschen helfen, Selbstmord zu begehen. In der Vergangenheit hatte der Schweizer Partnerverein „Dignitas“ sterbewilligen Deutschen einen tödlichen Medikamentencocktail beschafft. Ein Bericht von Daniel Kaiser.

Ein Verbot von „Dignitate“ bringt nichts. Da ist sich Eugen Brysch von der Deutschen Hospizstiftung sicher. Im NDR forderte er deshalb von der Regierung klare Regeln.
„Wir brauchen eine strafrechtliche Regelung, übrigens nicht, indem wir Dignitate verbieten. Das ist Schaumschlägerei. Wir brauchen auch die Auseinandersetzung mit den Inhalten von Dignitate. Aber wir müssen die wirtschaftliche Grundlage für diesen Verein entziehen. Und da hat die Politik die Chance, da etwas zu tun.“
Dignitate und Dignitas – das ist vor allem das Geschäft mit dem Leid anderer Menschen. Das sieht auch der Präsident der Bundesärztekammer Jörg Dietrich Hoppe so.
„Wir wissen, dass die Geld dafür nehmen, und zwar in erheblichem Umfange. Und wir kennen auch Menschen, die dort mal tätig gewesen sind, die sich da aber herausbewegt haben und öffentlich bekannt gemacht haben, dass es sich hier um erhebliche Summen handelt, die zu zahlen sind und die weiter darüber hinausgehen, den Stoff zu bezahlen und die Unkosten, die entstehen, wenn eine Wohnung zur Verfügung gestellt wird, die Reisekosten oder dergleichen.“
Hoppe schloß im RBB aus, dass Sterbehilfe mit dem Berufsethos eines Arztes vereinbar ist.
„Töten gehört nicht zum Handwerk des Arztes und Beihilfe zur Tötung auch nicht. Das ist seit Hippokrates so. Da steht schon: „Ich werde niemandem ein tödliches Gift geben. Das würde das Vertrauen in den Arztberuf schwer erschüttern. Die Menschen müssen wissen, dass wir für das Leben eintreten.“
Der Arzt müsse stattdessen helfen, dass der todkranke Patient nicht in einen depressiven Zustand verfällt. Er, Hoppe, wisse von vielen Fällen, bei denen ein Sterbehilfeversuch gescheitert war.
„Und dass anschließend diejenigen, die sich töten wollten, froh darüber waren, dass es nicht gelungen ist, weil sie dann doch noch eine schöne Phase erlebt haben.“

Der Tod wie ihn Dignitas und Dignitate anbieten, wäre ein Dammbruch und ein fatales gesellschaftliches Signal, sagt Eugen Brysch von der Hospizstiftung.
„Sobald wir Mittel bereitstellen, die das Töten und Sterben für jeden als Zugriff möglich machen, wandert der Todeszeitpunkt in das Leben hinein. Und davor warnen wir, weil es genau diejenigen trifft, die heute schon spüren, dass wir uns von ihnen entsolidarisieren.“
Brysch fordert statt dessen mehr Mittel für die Palliativmedizin.
Derzeit werden nicht einmal 5 Prozent der Sterbenden in Hospizen versorgt. Dabei wäre möglicherweise mehr Geld da. Das Gesundheitssystem wende jedes Jahr 150 Milliarden Euro für Menschen im letzten Lebensjahr auf, sagt Brysch.
„Nur es gibt sie nicht für Begleitung oder für Hilfe aus sondern für eine maximale Therapie, die viel zu oft an den Wünschen der Betroffenen vorbeigeht. Und das ist der entsetzliche Skandal. Und hier kann nur einer handeln, nämlich die politisch Verantwortlichen in Deutschland.“
(rv 21.11.2007 mc)








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