Acht Jahre nach dem
Kosovo-Krieg steht der ehemalige Untergrundkämpfer Hashim Thaci vor der Übernahme
der Regierung in der südserbischen Provinz. Bei einer historisch niedrigen Wahlbeteiligung
ging seine Demokratische Liga (PDK) vorläufigen Ergebnissen zufolge am Samstag als
stärkste Kraft aus der Parlamentswahl hervor. Die lange Jahre dominante Rivalin aus
dem gemäßigten Lager des Unabhängigkeitskampfes, die Demokratische Partei (LDK), rutschte
eineinhalb Jahre nach dem Tod ihres Anführers Ibrahim Rugova auf den zweiten Platz.
Die Wähler haben damit klarstellen wollen, dass sie nun die Unabhängigkeit der bisherigen
Serben-Provinz streben. Das betont auch der Kosovo-Experte und Mitarbeiter von
Caritas-Luxemburg, Michael Feit:
„Die Wahlen sind, dass muss ich als erstes
betonen, ruhig und friedlich verlaufen. Es gab eigentlich nur ein kleiner Zwischenfall.
Die Wahlen waren somit eine positive Sache. Was sehr schade war, betraf die Serben,
die zum größten Teil nicht an den Wahlen teilgenommen haben. Alle Vertreter, die sich
zur Wahl gestellt haben, haben gesagt, dass sie nach den Wahlen, die Unabhängigkeit
des Kosovos erklären werden. Sie haben nur das Wort ´nach´ ein bisschen verschieden
definiert. Klar ist, dass alle im Kosovo die Unabhängigkeit wollen. Ob heute, morgen
oder übermorgen, spätestens nach dem Ablauf der letzten Gespräche am 10. Dezember.“
Im
mehrheitlich muslimischen Kosovo spielte die Religionszugehörigkeit bei den Wahlen
eine untergeordnete Rolle, sagt Kosovo-Experte Feit.
„Ich denke, dass die
Religionsgemeinschaften keine große Rolle gespielt haben. Die moslemischen Vertreter
haben sich nach meinen Erkenntnissen nicht groß zu den Wahlen geäußert. Sie halten
sich sowieso eher zurück. Die serbisch-orthodoxe Kirche hat sicherlich vereinzelt
politische Äußerungen gemacht. Es gab aber auch bei den Orthodoxen keine allgemeinen
Äußerungen, auch nicht die Wahlen zu boykottieren. Auch die katholische Kirche hat
sich nicht geäußert. Ich denke, da haben die katholischen Oberhäupter zu Recht, dies
den Politkern zu überlassen.“
Die Verhandlungen über
den künftigen Status der seit 1999 von den Vereinten Nationen verwalteten Provinz
befinden sich derzeit in der entscheidenden Phase. Sollte es bis zum 10. Dezember
zu keiner Einigung kommen, wollen sich die Kosovo-Albaner auch ohne ein Abkommen mit
Serbien unabhängig erklären. (reuters/rv 19.11.2007 mg)