Russland: Hilarion kritisiert "Dokument von Ravenna"
Das russisch-orthodoxe Patriarchat von Moskau will das so genannte "Dokument von Ravenna"
theologisch genau prüfen lassen. Das kündigte der russisch-orthodoxe Bischof von Wien
und Österreich, Hilarion, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Interfax an. Aus
seiner Sicht enthalte der Text "einige zweifelhafte Schlußfolgerungen und Behauptungen,
die nicht auf der historischen Wahrheit gründen". Das "Dokument von Ravenna" ist das
Ergebnis intensiver Gespräche von orthodoxen und katholischen Theologen im Oktober.
Es wurde am Donnerstag zeitgleich im Vatikan und in Konstantinopel, am Sitz des Ökumenischen
Patriarchen der Orthodoxie, bekanntgegeben. Der Text enthält wichtige Aussagen zu
einem Primat des Papstes aus orthodoxer Sicht. Die russisch-orthodoxe Delegation
hatte die Gespräche in Ravenna aus Verärgerung über die Teilnahme von estnischen Theologen
verlassen. Das Schlußdokument trägt daher auch keine Unterschrift von russisch-orthodoxen
Vertretern. Hilarion kündigte eine genaue theologische Prüfung des Textes an. Anschließend
werde sich auch der Heilige Synod der russisch-orthodoxen Kirche dazu äußern. Mit
Blick auf die Passagen über den päpstlichen Primat meinte Hilarion wörtlich: "Wir
sind in einer Falle. Es sieht so aus, als suchten die Katholiken nach einem ökumenischen
Kirchenmodell, bei dem die Rolle des ersten Bischofs dem entspricht, was der Papst
von Rom in der modernen römisch-katholischen Kirche ist." Ein Vertreter des "Ökumene-Ministeriums"
des Papstes antwortet darauf mit den Worten: "Das ist ihre Meinung. Der Dialog ist
eröffnet." Wörtlich meint Eleuterio Fortino, der Untersekretär im Päpstlichen Einheitsrat:
"Das Problem ist, dass sie gegangen sind und das Dokument nicht unterzeichnet haben.
Es ist die Aufgabe der orthodoxen Seite, dafür zu sorgen, dass sie repräsentativ besetzt
ist." Ein ganz ähnliches Problem hatte die katholisch-orthodoxe Dialogkommission schon
einmal: Auch in Bari 1986 verließen einige orthodoxe Delegationen die Gespräche vorzeitig.
(rv 17.11.2007 sk)