2007-11-15 16:36:31

Niederlande: Vorbildliche Umsetzung des Motu Proprio


RealAudioMP3 Die niederländischen Bischöfe sind wahrscheinlich die ersten. Schon wenige Monate nach Erscheinen des Motu Proprio „Summorum Pontificum“ zur Freigabe der Alten Liturgie hat die Liturgiekommission der Bischofskonferenz ein lateinisch-niederländisches Messbuch herausgegeben: „Het heilig Misoffer”. In dieser „Volksausgabe“ finden sich alle Texte, Rubriken und Erklärungen der Messe in der „außerordentlichen“ Form zweisprachig auf jeweils gegenüberliegenden Seiten. Sinn der Publikation: Dem Anliegen Papst Benedikts XVI. entsprechen und auch Nichtpriestern die Mitfeier der Alten Messe erleichtern.
Wir haben mit dem Sekretär der Liturgiekommission der Niederländischen Bischofskonferenz, Mons. Dr. Jo Hermans, gesprochen.
 
Was ist das Ziel dieser Publikation?

Papst Benedikt XVI. hat mit dem Motu Proprio “Summorum Pontificum” die Liturgie nach dem Messbuch aus dem Jahre 1962 breit genehmigt als außerordentliche Form der römischen Liturgie. Daher sollen in den verschiedenen Ländern und eben auch in den Niederlanden die notwendigen Hilfsmittel zugänglich gemacht werden, nicht nur für die Priester, sondern auch für die Gläubigen.
Es wird zwar viel geredet über die außerordentliche Form der Lateinischen Liturgie, aber die meisten Priester und Gläubigen kennen diese Form nicht aus eigener Erfahrung. Man soll wissen, worüber man redet und als katholische Gläubige offen sein für die kirchlich approbierte ordentliche, wie auch für die außerordentliche Form der gottesdienstlichen Feier des katholischen Glaubens.
Es ist gut, dass von Seiten der niederländischen Kirchenprovinz und der zuständigen Bischöfe und ihrer Liturgiekommission ein Zeichen gesetzt worden ist, dass die Entscheidung des Papstes angenommen wird und auch die außerordentliche Form in die von den Bischöfen geführten Ordnung eingebunden ist.
 
Wie wird die Publikation in den Gemeinden angenommen?

Seit dem Motu Proprio “Ecclesia Dei” aus dem Jahr 1988 gibt es eine kleine Zahl von Orten in Holland, an denen regelmäßig die Liturgie gefeiert wird nach dem Römischen Ritus, der üblich war vor der Liturgie-Erneuerung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Zahlenmäßig war und ist das Interesse dafür in den Niederlanden aber nicht so groß.
Das kann man verstehen, wenn man die Entwicklung der Kirche in den Niederlanden seit diesem Konzil berücksichtigt. Die Kirche in Holland hat turbulente Zeiten erlebt, aber sie kennt zugleich in den letzten Jahrzehnten eine Neuorientierung im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils. Dazu kommt, dass der gregorianische Choral ziemlich beliebt war und beibehalten wurde. Die lateinische Sprache ist bei der Erneuerung der Liturgie in Holland nicht verlorengegangen. In Holland gibt es heute sehr viele Kirchen, in denen der katholische Gottesdienst gefeiert wird in Übereinstimmung mit den liturgischen Büchern der nachkonziliaren Reform und auch unter Beibehaltung der lateinischen Gesänge. So kann man verstehen, dass traditionalistische Gruppen in Holland nie viele Anhänger hatten und dass auch kaum nach dem alten Ritus gefragt wurde.
Die Publikation des Messbüchleins mit dem Ordo Missae aus dem Messbuch von 1962 ist eine Handreichung für Priester, Priesteramtskandidaten und Gläubige zur Orientierung, und sie ist eine Hilfe zur Mitfeier, da wo die Messe zelebriert wird nach dem Missale Romanum vom Jahre 1962. Das Büchlein ist von vielen Priesteramtskandidaten bestellt worden.
 
Wie ist generell der Stand der Umsetzung des Motu Proprio in den Niederlanden?

Es gibt eine kleine Zahl von Priester, besonders zwischen 30 und 45 Jahre alt, die diese außerordentliche Form in ihren Pfarrkirchen zusätzlich zum normalen Ritus eingeführt haben an bestimmten Tagen. Es ist noch zu früh, um etwas über die weitere Rezeption des außerordentlichen Ritus zu sagen. Eine große Nachfrage kann man aber bis jetzt nicht feststellen.
Von Seiten der niederländischen Bischofskonferenz gab es unmittelbar nach der Veröffentlichung des Motu Proprio eine Erklärung. Die Bischöfe nennen „Summorum Pontificum” eine reiche und tiefe spirituelle Reflexion über die Tradition der feiernden Kirche, die Gott lobt und dankt; weiter betonen sie, dass das Motu Proprio keine Disqualifikation der Liturgie des Zweiten Vatikanischen Konzils ist, und sie haben beide Formen des Gottesdienstes anerkannt.
Zugleich weisen die Bischöfe darauf hin, dass es in den Niederlanden kaum Nachfrage gibt nach der früheren Form des römischen Ritus. Dazu kommt, dass die meisten Priester geweiht wurden nach der Einführung des Römischen Messbuchs aus dem Jahre 1970. Die Bischöfe rufen zum Verständnis für Gläubige auf, die um die außerordentliche Form bitten, sowie für die Priester, die bis jetzt immer nur das Missale vom Jahre 1970 benutzt haben, wie es von Ihnen erwartet wurde. Und alle werden dazu aufgerufen, in dieser Frage im Frieden des Herrn zu leben.
In der folgenden Vollversammlung der niederländischen Bischöfe wurde die Liturgie-Kommission gebeten, einen Vorschlag zu machen für eine für alle Diözese einheitliche Ausbildung der Priester und Seminaristen. Ein solcher Vorschlag wird zur Zeit vorbereitet.
 
Gibt es Probleme oder offene Frage?

Über einige Fragen herrscht noch Unklarheit; zum Beispiel wie das Verhältnis der alten und der neuen Leseordnung ist, welche neue Präfationen aufgenommen werden sollen, ob es zwei verschiedene liturgische Kalender geben wird und so weiter. Verschiedene Fragen sollen noch geklärt werden, wie auch schon der Papst geschrieben hat. Und wie die zwei Formen sich in Zukunft zueinander verhalten werden?

Was wünschen sie sich für die Zukunft?

Einheit und der Friede Christi in der Kirche! Dass die Liturgie immer mehr verstanden und im geistlichen Sinne erlebt wird als Quelle und Höhepunkt des Glaubens; dass die Ehrfurcht für das göttliche Mysterium eine Vertiefung des Glaubens bewirkt, und dass wir uns immer mehr bewusst werden, dass der Gottesdienst uns vor allem mit Gott vereint, um von Ihm aus den Menschen zu dienen. Und dass die Liturgie im einfachen Glauben erfahren wird als eine Gabe Gottes. Denn sie ist mehr Gottesgeschenk und Selbsthingabe Jesu Christi für uns als unsere menschliche Leistung.

Das Gespräch führte P. Max Cappabianca OP

(rv 15.11.2007 mc)








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