Niederlande: Vorbildliche Umsetzung des Motu Proprio
Die niederländischen
Bischöfe sind wahrscheinlich die ersten. Schon wenige Monate nach Erscheinen des Motu
Proprio „Summorum Pontificum“ zur Freigabe der Alten Liturgie hat die Liturgiekommission
der Bischofskonferenz ein lateinisch-niederländisches Messbuch herausgegeben: „Het
heilig Misoffer”. In dieser „Volksausgabe“ finden sich alle Texte, Rubriken und Erklärungen
der Messe in der „außerordentlichen“ Form zweisprachig auf jeweils gegenüberliegenden
Seiten. Sinn der Publikation: Dem Anliegen Papst Benedikts XVI. entsprechen und auch
Nichtpriestern die Mitfeier der Alten Messe erleichtern. Wir haben mit dem Sekretär
der Liturgiekommission der Niederländischen Bischofskonferenz, Mons. Dr. Jo Hermans,
gesprochen. Was ist das Ziel dieser Publikation?
Papst
Benedikt XVI. hat mit dem Motu Proprio “Summorum Pontificum” die Liturgie nach dem
Messbuch aus dem Jahre 1962 breit genehmigt als außerordentliche Form der römischen
Liturgie. Daher sollen in den verschiedenen Ländern und eben auch in den Niederlanden
die notwendigen Hilfsmittel zugänglich gemacht werden, nicht nur für die Priester,
sondern auch für die Gläubigen. Es wird zwar viel geredet über die außerordentliche
Form der Lateinischen Liturgie, aber die meisten Priester und Gläubigen kennen diese
Form nicht aus eigener Erfahrung. Man soll wissen, worüber man redet und als katholische
Gläubige offen sein für die kirchlich approbierte ordentliche, wie auch für die außerordentliche
Form der gottesdienstlichen Feier des katholischen Glaubens. Es ist gut, dass
von Seiten der niederländischen Kirchenprovinz und der zuständigen Bischöfe und ihrer
Liturgiekommission ein Zeichen gesetzt worden ist, dass die Entscheidung des Papstes
angenommen wird und auch die außerordentliche Form in die von den Bischöfen geführten
Ordnung eingebunden ist. Wie wird die Publikation in den Gemeinden
angenommen?
Seit dem Motu Proprio “Ecclesia Dei” aus dem Jahr 1988 gibt
es eine kleine Zahl von Orten in Holland, an denen regelmäßig die Liturgie gefeiert
wird nach dem Römischen Ritus, der üblich war vor der Liturgie-Erneuerung des Zweiten
Vatikanischen Konzils. Zahlenmäßig war und ist das Interesse dafür in den Niederlanden
aber nicht so groß. Das kann man verstehen, wenn man die Entwicklung der Kirche
in den Niederlanden seit diesem Konzil berücksichtigt. Die Kirche in Holland hat turbulente
Zeiten erlebt, aber sie kennt zugleich in den letzten Jahrzehnten eine Neuorientierung
im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils. Dazu kommt, dass der gregorianische Choral
ziemlich beliebt war und beibehalten wurde. Die lateinische Sprache ist bei der Erneuerung
der Liturgie in Holland nicht verlorengegangen. In Holland gibt es heute sehr viele
Kirchen, in denen der katholische Gottesdienst gefeiert wird in Übereinstimmung mit
den liturgischen Büchern der nachkonziliaren Reform und auch unter Beibehaltung der
lateinischen Gesänge. So kann man verstehen, dass traditionalistische Gruppen in Holland
nie viele Anhänger hatten und dass auch kaum nach dem alten Ritus gefragt wurde. Die
Publikation des Messbüchleins mit dem Ordo Missae aus dem Messbuch von 1962 ist eine
Handreichung für Priester, Priesteramtskandidaten und Gläubige zur Orientierung, und
sie ist eine Hilfe zur Mitfeier, da wo die Messe zelebriert wird nach dem Missale
Romanum vom Jahre 1962. Das Büchlein ist von vielen Priesteramtskandidaten bestellt
worden. Wie ist generell der Stand der Umsetzung des Motu Proprio
in den Niederlanden?
Es gibt eine kleine Zahl von Priester, besonders
zwischen 30 und 45 Jahre alt, die diese außerordentliche Form in ihren Pfarrkirchen
zusätzlich zum normalen Ritus eingeführt haben an bestimmten Tagen. Es ist noch zu
früh, um etwas über die weitere Rezeption des außerordentlichen Ritus zu sagen. Eine
große Nachfrage kann man aber bis jetzt nicht feststellen. Von Seiten der niederländischen
Bischofskonferenz gab es unmittelbar nach der Veröffentlichung des Motu Proprio eine
Erklärung. Die Bischöfe nennen „Summorum Pontificum” eine reiche und tiefe spirituelle
Reflexion über die Tradition der feiernden Kirche, die Gott lobt und dankt; weiter
betonen sie, dass das Motu Proprio keine Disqualifikation der Liturgie des Zweiten
Vatikanischen Konzils ist, und sie haben beide Formen des Gottesdienstes anerkannt.
Zugleich weisen die Bischöfe darauf hin, dass es in den Niederlanden kaum Nachfrage
gibt nach der früheren Form des römischen Ritus. Dazu kommt, dass die meisten Priester
geweiht wurden nach der Einführung des Römischen Messbuchs aus dem Jahre 1970. Die
Bischöfe rufen zum Verständnis für Gläubige auf, die um die außerordentliche Form
bitten, sowie für die Priester, die bis jetzt immer nur das Missale vom Jahre 1970
benutzt haben, wie es von Ihnen erwartet wurde. Und alle werden dazu aufgerufen, in
dieser Frage im Frieden des Herrn zu leben. In der folgenden Vollversammlung der
niederländischen Bischöfe wurde die Liturgie-Kommission gebeten, einen Vorschlag zu
machen für eine für alle Diözese einheitliche Ausbildung der Priester und Seminaristen.
Ein solcher Vorschlag wird zur Zeit vorbereitet. Gibt es Probleme
oder offene Frage?
Über einige Fragen herrscht noch Unklarheit; zum Beispiel
wie das Verhältnis der alten und der neuen Leseordnung ist, welche neue Präfationen
aufgenommen werden sollen, ob es zwei verschiedene liturgische Kalender geben wird
und so weiter. Verschiedene Fragen sollen noch geklärt werden, wie auch schon der
Papst geschrieben hat. Und wie die zwei Formen sich in Zukunft zueinander verhalten
werden?
Was wünschen sie sich für die Zukunft?
Einheit und der
Friede Christi in der Kirche! Dass die Liturgie immer mehr verstanden und im geistlichen
Sinne erlebt wird als Quelle und Höhepunkt des Glaubens; dass die Ehrfurcht für das
göttliche Mysterium eine Vertiefung des Glaubens bewirkt, und dass wir uns immer mehr
bewusst werden, dass der Gottesdienst uns vor allem mit Gott vereint, um von Ihm aus
den Menschen zu dienen. Und dass die Liturgie im einfachen Glauben erfahren wird als
eine Gabe Gottes. Denn sie ist mehr Gottesgeschenk und Selbsthingabe Jesu Christi
für uns als unsere menschliche Leistung.