Dass der SPD-Politiker
Franz Müntefering als Arbeitsminister zurücktritt, hat in Berlin große Überraschung
ausgelöst. Und auch Respekt, denn der Sauerländer Müntefering geht aus familiären
Gründen - er will bei seiner Frau sein, wenn sie sich von ihrer fünften Krebsoperation
in den letzten sieben Jahren erholt. Müntefering, der aus der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung
kommt, war ein Gewährsmann der katholischen Soziallehre in Berlin und in seiner Partei.
Wird sich jetzt das Verhältnis der SPD zur Kirche eintrüben? Nein, das glaube er nicht,
sagt Karl Jüsten, Leiter des Katholischen Büros in der Hauptstadt, und macht im Gespräch
mit dem Kölner Domradio eine erstaunliche Rechnung auf:
"Zunächst einmal
hat der Parteivorsitzende Beck einen ausgesprochen guten Draht zu Kardinal Lehmann
und auch zu allen anderen katholischen Organisationen; der jetzige Vizekanzler Steinmeier
ist ein ganz engagierter evangelischer Christ, der auch immer das Gespräch mit uns
sucht; Frau Nahles war selbst Messdienerin, der andere stellvertretende Vorsitzende,
Steinbrück, ist in der evangelischen Kirche, und seine Frau ist sogar Religionslehrerin!
Und mit Herrn Scholz, dem Nachfolger von Franz Müntefering als Arbeitsminister, haben
wir schon immer sehr gute Gespräche geführt. Also, ich glaube, dass es im Verhältnis
katholische Kirche und SPD keine Einbußen geben wird. Aber mit Franz Müntefering geht
einer, der uns wirklich von innen heraus verstanden hat, der uns auch von der Mentalität
her sehr nahe stand, und von daher ist das schon ein Verlust." (domradio 15.11.2007
sk)
Unser Audio-Angebot: Ein Hintergrundbericht zu Münteferings Rücktritt aus
kirchlicher Sicht, mit Material des Kölner Domradios. Autor: Stefan Kempis.