Waren die Stigmata
des Heiligen Padre Pio mit chemischen Mitteln herbeigeführt oder zumindest unterstützt?
Auch diese Frage stellt der italienische Historiker Sergio Luzzatto in seiner 410
Seiten starken Biographie „Pater Pio. Wunder und Politik im Italien des 20. Jahrhunderts“.
Die Vorveröffentlichung weniger Seiten in der italienischen Presse hatten jedoch den
Eindruck erweckt, der Autor hege Zweifel an der Echtheit der Stigmata und stelle den
italienischen Volksheiligen als auch innerkirchlich umstrittene Figur dar. Gegenüber
Radio Vatikan betonte Luzzatto, Urteile stünden dem Historiker nicht zu: „Das
ist das erste Buch über Padre Pio, das von einem Historiker geschrieben wurde. Der
Historiker soll nicht ergründen, ob Padre Pio wirklich Stigmata hatte oder wirklich
Wunder vollbracht hat. Der Historiker muss verstehen, unter welchen Bedingungen Padre
Pio glauben konnte, er hätte Stigmata empfangen, und unter welchem Umständen eine
solche enorme Verehrung zustande kommen konnte. Er muss sich fragen, wie es möglich
war, dass die Menschen die Wunder und die Jesusähnlichkeit anerkannten.“ Die
italienische Öffentlichkeit hatte heftig auf die scheinbare „Entehrung“ ihres Volksheiligen
aus Apulien reagiert. Der Kapuzinerorden hatte vergangene Woche erklärt, der 2002
heiliggesprochene Ordensmann sei in seinem Konvent auch für medizinische Dienste zuständig
gewesen und habe das hochgiftige und ätzende Phenol zur Desinfektion von Spritzen
benutzt. (rv/faz 31.10.2007 so/bp)