Das Tauziehen um die Verfassungsgebende Versammlung geht weiter. Die Entscheidung,
in welcher Stadt die Versammlung nach zweimonatiger Unterbrechung ihre Arbeit wieder
aufnehmen soll, ist noch nicht gefallen. Einen Diskussionsschwerpunkt der neuen Verfassung
bildet die Schaffung eines laizistischen Staates und damit eine Neudefinition der
Rolle der Kirche im Staat. Michael Meyer, Leiter der Partnerschaftskommission der
bolivianischen Bischofskonferenz, erläutert, wie die Kirche - vom linksgerichteten
Staat unabhängig - ihren eigenen Weg geht: „Die politische Entwicklung des Landes
wird von der katholischen Bischofskonferenz mit sehr wachen Augen verfolgt. Die Kirche
selbst bleibt ihrer Linie treu, die sie seit vielen Jahrzehnten hat. Das heißt konkret,
sie verfolgt die Option für die Armen. Das gilt seit dem Dokument von Puebla von 1979
und des Dokuments von Aparecida. Die Kirche bestätigt diese Linie immer wieder. Die
katholische Kirche und auch die Bischofskonferenz sehen, dass es wichtig ist, dass
es hier im Land zu einem guten Wechsel kommt. Die Bischöfe haben sich schon bei ihrer
Versammlung im April 2006 dazu geäußert. Sie erklärten: ,Wir als Kirche wollen keine
Sonderrechte, wir wollen einen Staat, indem verschieden Religionen anerkannt werden.
Wir wollen keine Sonderrolle spielen.’“ Einen Schritt näher zum „guten Wechsel“
könnte das Land die neue Verfassung bringen. Heute schickt die Verfassungsgebende
Versammlung ein Komitee in die Stadt Sucre, das prüfen wird, ob die Sicherheitsbedingungen
vor Ort die Wiederaufnahme der Versammlung zulassen. Vizepräsident Carlos Romero erklärte,
das dies die letzte Gelegenheit sei, bevor das Komitee am Mittwoch wieder in die Hauptstadt
reise. Am Donnerstag wird eine endgültige Entscheidung erwartet. (rv/el mundo 30.10.2007
so)