2007-10-29 13:16:36

Vatikan: Spanische Märtyrer „rufen zu Vergebung auf"


Die neuen spanischen Seligen drängen zur Wiederversöhnung. Das meinte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone heute bei einer Messe im Petersdom. Einen Tag nach der größten Seligsprechung in der bisherigen Kirchengeschichte würdigte die Nummer Zwei des Vatikans fast fünfhundert Märtyrer der Christenverfolgungen vor und während des spanischen Bürgerkriegs. Sie waren gestern auf dem Petersplatz selig gesprochen worden.
Bertone ließ erkennen, dass das alles andere als ein Rühren an alte Wunden der Geschichte war - eher eine Chance zur beherzten Versöhnung innerhalb der spanischen Gesellschaft. „Wir werden und wir wollen es auch nicht vergessen, das Zeugnis der Märtyrer der religiösen Verfolgung im Spanien des zwanzigsten Jahrhunderts. Sie gaben ihr Leben zum Zeugnis für Gott, der die Liebe ist. Ihr Blut schreit nach Liebe unter den Menschen, die Gott bis zum Äußersten liebt. Sie rufen drängend nach Einheit, nach Frieden, nach Anerkennung und Respekt jedes Menschen, nach Dialog, nach ausgestreckten Händen, nach Vergebung und Wiederversöhnung unter allen. So will es Gott: Sie gaben ihr Leben, um seinen Willen zu tun, und sein Wille ist Barmherzigkeit; er ruft uns zu Barmherzigkeit und Vergebung.“
Viele Spanier hatten die Seligsprechung kritisiert, weil sie zeitgleich zu einem sehr umstrittenen neuen Gesetz über historisches Erinnern in Spanien stattfand. Das neue Gesetz der Linksregierung unter Joseluis Zapatero will mehr Anerkennung für linksgerichtete Opfer des spanischen Bürgerkriegs. Die linke Tageszeitung „El Pais“ betonte aber am Wochenende den versöhnlichen Aspekt: Der Vatikan habe nach Ausweis neuer Dokumentenfunde den späteren Diktator Francisco Franco während des Bürgerkriegs um Milde gegenüber seinen Gegnern gebeten.
Die Seligsprechung war gestern auch Auslöser für Handgreiflichkeiten in Rom wie die italienische Tageszeitung "Corriere della Sera" heute berichtet. Der Streit habe sich vor der römischen Opus-Dei-Kirche Sant'Eugenio entzündet, als linke Aktivisten die neuen Seligen in einen Zusammenhang mit Morden und Folterungen des Franco-Regimes rückten.
(rv / el pais 29.10.2007 sk)








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