Die Kirche und Argentiniens
neue Präsidentin werden wohl nicht immer einer Meinung sein. Die bisherige First Lady,
Christina Fernández de Kirchner, entschied am Sonntag erwartungsgemäß den ersten Wahlgang
für sich und löst damit ihren Ehemann Néstor Kirchner im Präsidentenamt ab. Welche
Position nimmt die Kirche zu diesem Wahlergebnis ein? Das hat das Kölner Domradio
vom Argentinienreferent des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, erfahren;
Thomas Wieland: „Es gab keine einmaligen Stellungsnahmen dazu welchen Präsidenten
oder Präsidentin die Kirche bevorzugt. Allerdings auf die Agenda hat die Kirche zum
einen das Thema Korruption geschrieben und zum anderen den Umgang mit der Demokratie.
Denn die Kirchners pflegen keinen sehr zimperlichen Umgang mit demokratischen Prozessen.
Zum Beispiel wurden vor der Wahl die Leitung des statistischen Amtes einfach ausgewechselt,
weil die Inflation nicht den Vorstellungen der Kirchners entsprach. Da greifen sie
einfach in demokratische Prozesse und in Ämter ein.“ Die Opposition warf Néstor
Kirchner vor, dass sich unter seiner Regierung die Probleme Vetternwirtschaft und
Korruption sowie die schwerfällige Verwaltung und der Rechtsunsicherheit noch verschärft
hätten. Die argentinische Kirche hat noch weitere Kritikpunkte an der neuen Präsidentin,
sagt Wieland: „Die Themen der Kirche wie Euthanasie und Abtreibung schmecken
den Kirchners natürlich auch nicht, und da bezieht die Kirche ganz eindeutig Stellung.
Als weiteres Thema das Thema Armut, da gibt’s auch unterschiedliche Positionen seitens
katholischer Bischöfe und Regierung, denn die Regierung reklamiert für sich, dass
die Armut abgenommen habe, während die katholische Kirche auch aufgrund sehr zuverlässiger
Daten immer wieder sagt, die wirtschaftliche Situation habe sich verbessert, die Armut
ist aber größer geworden. Da gibt es klare Auseinandersetzungen.“ Die 54-jährige
Senatorin Kirchner wird am 10. Dezember das Präsidentenamt übernehmen. Schon vor der
Wahl hat sie angekündigt die „erfolgreiche Politik ihres Mannes“ in Argentinien fortsetzen
zu wollen. (domradio 29.10.2007 ap)